DÄMONEN, BLASMUSIK UND SCHÖNE TRACHTEN
VON BRAUCHTUM UND VOLKSKULTUR IN TIROL
Von Dr. Michael Forcher, Historiker und Verlagsleiter Haymon-Verlag, Innsbruck.
Die vorliegenden Texte und Bilder sind urheberrechtlich geschützt
und wurden vom Haymon-Verlag exklusiv für SAGEN.at zur
Verfügung gestellt. © Haymon-Verlag
"Die Tiroler sind lustig" - so beginnt ein bekanntes Lied. Es hat dazu
beigetragen, daß man in der ganzen Welt meint, die Tiroler seien
ein Volk der Jodler und Schuhplattler. Schützenaufmärsche, Lederhosen
und flotte Blasmusik beherrschen weitgehend die Vorstellung, die man sich
im Ausland von Tiroler Brauchtum und Volkskultur macht. Eigentlich schade.
Denn Tirol hat mehr zu bieten. Dabei haben die Tiroler selbst am meisten
dazu beigetragen, daß solche Mißverständnisse aufkommen
konnten.
Sind die Tiroler also gar nicht so lustig? Oh doch. Sie sind es schon,
aber nicht immer und nicht nur. Echtes Tiroler Brauchtum hat zumeist mit
Lustigkeit gar nicht viel zu tun. Bräuche und Überlieferung
stammen aus Zeiten, in denen es darum ging, unter ungünstigen Klimaverhältnissen
dem Boden das Notwendige abzuringen, in denen man den Naturgewalten hilflos
ausgeliefert war. Wen wundert es, daß man durch Gebete zum christlichen
Herrgott und seinen Heiligen, aber auch durch aus heidnischer Zeit überlieferte
Riten und Kulte die Naturgewalten zu besänftigen und zu zwingen suchte?
Dämonenfurcht und Aberglaube vermischten sich mit tiefer christlicher
Volksfrömmigkeit zu einem den Jahresablauf und die Lebensabschnitte
begleitenden Brauchtum, das sich zum Teil bis in unsere Zeit erhalten
hat, auch wenn man heute unter völlig veränderten Voraussetzungen
den Kern und die ursprüngliche Bedeutung meist nicht mehr versteht.
Viele Bräuche wurden abgewandelt, bekamen einen neuen Sinn. Jetzt
erst rückte der Unterhaltungswert in den Vordergrund oder die gemeinschaftsbildende
und gemeinschaftsfestigende Funktion des Brauchtums, die besonders wichtig
erscheint in einer Zeit, in der die alte Dorfgemeinschaft durch Verlust
ihrer Einheitlichkeit in Gefahr geraten ist.
Natürlich war die Unterhaltung immer schon wichtig. Und es ist richtig,
daß Gesang, Musik und Tanz in Tirol eine uralte Tradition haben.
Nicht zu vergessen die Theaterleidenschaft der Tiroler, die sich nicht
nur im Zuschauen erschöpfte, sondern zu beachtlichen Leistungen der
vielen Bauernbühnen führte. Eigenes schöpferisches Tun
war überhaupt immer ein Kennzeichen echter Tiroler Volkskultur. Trachten,
Bauernmöbel, verziertes Werkzeug und andere künstlerisch gestaltete
Gegenstände des täglichen Lebens zeugen davon. Freilich ist
gerade in dieser Hinsicht viel verlorengegangen, haben sich die Gewichte
verlagert, hat die moderne Zeit ihren Tribut gefordert.
Brauchtum und Tiroler Volkskultur haben in den letzten Jahrzehnten ihre
spezifisch bäuerliche Grundlage verloren, ihre Träger sind heute
Menschen aus allen Berufen, aus Stadt und Land, aus allen sozialen Schichten.
Schon deshalb muß jetzt vieles anders sein als früher.
In dieser knappen Übersicht wird versucht, in erster Linie lebendiges
Brauchtum vorzustellen, aber auch Tiroler Volkskultur in ihrem Wandel
vom Gestern ins Heute zu zeigen. Dabei war eine Beschränkung auf
jene Bräuche und schöpferischen Äußerungen notwendig,
die auch für Außenstehende erleb- oder mitvollziehbar sind.
Brauchtum und Volkskultur gehen natürlich weit darüber hinaus
und erfassen alle Lebensbereiche, auch die private Sphäre und den
Alltag. Dies sollte nicht vergessen werden.
Michael
Forcher
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