MUSIK UND TANZ
So klingt's in Tirol
Viel gesündigt wird gegen den Begriff Volksmusik«. Was heute
als Tiroler Volksmusik hauptsächlich verkauft wird, ist »volkstümliche
Unterhaltungsmusik« und hat mit bodenständigem Musizieren wenig
oder nichts zu tun. Daneben erlebt aber - von Volksmusikverein und Rundfunk
gefördert die gute alte »Stubenmusik« und die traditionelle
Tiroler Kirchtagsmusik eine Renaissance. Viele Dutzend Gruppen im ganzen
Land pflegen echte Volksmusik mit viel Liebe und Können.
Beliebteste Instrumente waren noch vor 100 Jahren Geige, Baßgeige,
Hackbrett, Schwegelpfeife, Harfe; aber auch die Gitarre und Zither waren
schon damals weit verbreitet. Dann drangen die verschiedenen Blasinstrumente
vor, nicht zuletzt deshalb, weil man sie am Tanzboden besser hören
konnte. Auch die Ziehharmonika ist eine Errungenschaft des 19. Jahrhunderts.
Viele Musikinstrumente verschwanden. Nur noch in Osttirol verbreitet ist
heute das alte diatonische Hackbrett, in Südtirol wird eine einfache
Form der Zither gespielt, das Raffele.
Was wäre Tirol ohne Blasmusikkapellen? Es gibt deren mehr als Gemeinden
im Land. Nicht zu unrecht werden sie als ein wesentlicher kultureller
Faktor Tirols gewertet. In Platzkonzerten und beim festlichen Umzug erfreuen
sie Einheimische und Gäste. Entstanden ist diese Musizierform im
19. Jahrhundert. Früher wurden die Schützen bei ihren Auszügen
lediglich von Trommlern und Schwegelpfeifern begleitet.
Die Drehleier, bis ins 18. Jahrhundert ein wichtiges Instrument
in der Tiroler Volksmusik, verschwand später fast ganz. Heute erklingt
sie da und dort wieder.
Darunter: Die einfachste Form der Zither ist das "Raffele", heute nur
mehr in Südtirol verbreitet.
© Tiroler Volkskunstmuseum, Bildarchiv
Eine Maultrommel, mit der die Burschen vielfach in der Nacht ihren Liebsten
aufspielten, mit einem kunstvoll verzierten Behälter in Form eines
Schuhes.
© Tiroler Volkskunstmuseum, Bildarchiv
Zillertaler Tanzmusik in der ersten Hälfte des 19.
Jahrhunderts. Sie besteht nur aus Saiteninstrumenten (Geige, Hackbrett
und Bassettl). Bald darauf haben Blasinstrumente die Geige, später
auch das Hackbrett, verdrängt. Harfe und Baß gehören aber
immer noch zu einer traditionsbewußten Tiroler Kirchtagsmusig.
© Haymon-Verlag, Bildarchiv
Stubenmusik mit dem in Osttirol erhalten gebliebenen diatonischen
Hackbrett (Oberlaibnig im Iseltal).
© Michael Forcher
Trommler und Schwegelpfeifer (hier auf einem Ausschnitt aus einem Gemälde des 18. Jahrhunderts, das eine Prozession zeigt) begleiteten früher die Schützen bei ihrem Auszug.
Seit etwa 1800 entstanden im ganzen Land die heute nicht
mehr wegzudenkenden Blasmusikkapellen, hier die Musikkapelle in Ranggen
nahe Innsbruck.
© Rudolf Sonnewend
Voll bei der Sache: Blasmusikanten in Obertilliach / Osttirol
© Wolfgang Retter