SCHÖPFERISCHES GESTALTEN
Die Pracht der Tracht
Kunstvoll in Form und Farbgebung sind die Tiroler Trachten, die früher
zu einem guten Teil in Heimarbeit hergestellt wurden. Farben, Formen und
Zierrat der Festtagskleidung waren Zeichen für Stand und Herkunft
des Trägers, wenn es auch in früheren Zeiten keine streng einheitlichen
Taltrachten gab. Überhaupt machte die Tracht eine fortwährende
Entwicklung mit, wurde von Mode und technischen Errungenschaften beeinflußt.
Nach einem Höhepunkt des Trachtenwesens in der ersten Hälfte
des 19. Jahrhunderts begann der Niedergang. In vielen Gegenden des Landes
war die traditionelle Kleidung zumindest bei den Männern - fast schon
verschwunden, als sich um 1900 zuerst die Schützen und dann die Brauchtumsbewegung
der Tracht annahmen. Ganze Blasmusikkapellen und Volkstanzgruppen wurden
neu eingekleidet. Freilich führte das auch zu einer gewissen Erstarrung,
weil jetzt erstmals genau festgelegt wurde, wie die Tracht in jedem Tal
auszuschauen hatte.
Bemühungen, die Tracht in einer modernisierten Form zur Alltagskleidung
der Tiroler zu machen, hatten keinen vollen Erfolg. Doch erfreuen sich
Trachtendirndl auch als Abendkleid - und Tiroler-Anzug großer Beliebtheit
in Stadt und Land; immer mehr Tiroler Frauen schneidern sich selbst wieder
eine Tracht.
Schmuck (Kropfkette, Haarpfeil und Steckkamm) ist ein
wichtiges Zubehör zur Frauentracht.
© Tiroler Volkskunstmuseum, Bildarchiv
Gruppen von Frauen in schöner Festtagstracht bieten
immer wieder einen faszinierenden Anblick. Der Unterländer Stotzenhut
hat sich - wie dieses Bild aus Südtirol zeigt - über das ganze
Tirol verbreitet, das ja nur politisch durch die Brennergrenze geteilt
ist. In bezug auf Brauchtum und Volkskultur ist die alte Einheit erhalten
geblieben.
© Adolf Sickert
Figurinen aus dem Tiroler Volkskunstmuseum in Lechtaler
Tracht, die starken bürgerlichen Einfluß erkennen läßt.
© Heimatwerbung, Bildarchiv
Im Iseltal bei Matrei malte Carl von Lutterotti um 1835
diese Trachtenstudie.
Ötztaler Jungschützen.
© Tiroler Fremdenverkehrswerbung, Bildarchiv
Die typische Unterinntaler Tracht mit dem Kassettl, das
vorne im Viereck tief ausgeschnittene und meist mit Blumen verzierte Ärmelmieder,
und dem Stotzenhut.
Die alte Hochzeitstracht von Matrei in Osttirol.
© Lottersberger-Foto