LANDSHUTER WEIN

Um Landshut wurde früher auch Wein gebaut. Derselbe war aber so sauer, daß es nur ganz ausgepichten Trinkermägen möglich war, ihn zu genießen. Man nannte ihn lacrimae Petri, das heißt Tränen Petri. 1)

Als Christus nämlich seinerzeit auf Erden wandelte und der Sage nach auch Niederbayern besuchte, 2) da kam er mit seinen Jüngern einmal in die Landshuter Gegend. Es war Sommer und die Sonne brannte heiß auf Petris Glatze, so daß dieser vor Durst lechzte. Er schämte sich aber, es zu gestehen, blieb hinter den Reisegefährten zurück und schlich sich in Berg in ein Bauernhaus, in dem er seinen Jammer vorbrachte. Der Bauer stieg in den Keller hinab und brachte Petrus ein Krüglein "Eigenbau". In seiner Gier leerte es dieser auf einen Zug. Der Trunk aber war so sauer, daß es ihm das Wasser aus den Augen trieb und als er zum Herrn zurückkam, sagte derselbe zu den übrigen Jüngern, indem er auf Petrus deutete: "seht, solcher Wein wächst hier!" "Lacrimae Petri!" nickte Johannes.

1) Im Gegensatz zu lacrimae Christi = Christustränen, einem köstlichen Wein, der am Fuße des Vesuvs wächst.
2) Siehe die Sagen "Die Rastbuche", "Christus in Niederalteich."

Michael Waltinger, Niederbayerische Sagen