Uracher Wasserfall, Bad Urach
Bad Urach, Baden-Württemberg

Der Uracher Wasserfall gehört zu den bekanntesten Naturschauspielen der Schwäbischen Alb. Im Maisental, einem Seitental des Ermstales, stürzt der Brühlbach aus 37 Metern Höhe in die Tiefe. Dabei rauscht er von einer Hochwiese über einen Tuffsteinstotzen herab (vgl. Feist/Bischoff 1984, 67, 72). Ursprung des Brühlbaches und damit des Uracher Wasserfalls ist eine Karstquelle, die auf der Hochwiese entspringt. Ihre Schüttung beträgt ca. 70-420 l/s. Das Wasser enthält gelösten Kalkstein, welcher sich zu einem Großteil unterhalb des Wasserfalls ablagert. Zweige, Blätter und Pflanzen werden somit mit einer Calcitschicht überzogen (vgl. o.A. 2003). Durch Kalkablagerungen entstanden im Laufe der Jahrhunderte auch die Kalktuff-Hochfläche um die Quelle und die Tuffstufen am Fuße des Wasserfalls, über die sich der Brühlbach seinen Weg bahnt. Darüber hinaus bildete sich ein Tuffsteinvorsprung, welcher durch den abgelagerten Kalk immer weiter anwächst. Er ragt über den Rand der Hochfläche hinaus und besitzt Ähnlichkeit mit dem Ausgießer einer Kaffeekanne. Mit zunehmender Länge kann er aufgrund seines Eigengewichtes abbrechen und in die Tiefe stürzen (vgl. Duckeck 2000).

Uracher Wasserfall, Bad Urach © Claudia Beckers

Uracher Wasserfall
© Claudia Beckers, August 2004


Das Wasser der Karstquelle entstammt einem großen Einzugsbereich, der die Flächen um Würtingen auf der Albhochfläche einschließt. So speist unter anderem das Saraisenloch bei Würtingen in der Gemeinde St. Johann die Quelle. Die Wasserführung variiert in Abhängigkeit von der Jahreszeit und dem Wetter. Während der Schneeschmelze und nach Regengüssen stürzt der Uracher Wasserfall mit starkem Strahl in die Tiefe, im Hochsommer ist manchmal nur noch ein leichtes Rieseln zu beobachten (vgl. Feist/Bischoff, 72).

Legende:

Bisher ist noch keine Sage mit direktem Bezug auf den Uracher Wasserfall bekannt. Über das Uracher Schloss und die Burg Hohenurach gibt es jedoch folgende Überlieferung:

Die Kanonenkugel im Uracher Schloss

Woher Urach so geheißen

Hintergrundinformationen aus volkskundlicher Sicht:

Uracher Wasserfall, Bad Urach © Claudia Beckers

Uracher Wasserfall
© Claudia Beckers, August 2004

Bad Urach ist nicht nur wegen des Uracher Wasserfalls bekannt, sondern ist seit 1985 auch ein staatlich anerkannter Luftkurort und ein Heilbad. Für Touristen und Urlauber bieten Bad Urach und seine landschaftlich reizvolle Umgebung jede Menge Sehenswürdigkeiten, zu denen Bad Urachs mittelalterliche Fachwerkhäuser, die spätgotische Stiftskirche sowie das Residenzschloss aus dem 15. Jahrhundert, welches heute das Historische Museum und das Albvereinmuseum beherbergt, zählen. 210 Kilometer Wanderwege laden zum Wandern ein. Kulturelle Besonderheiten sind der traditionelle Uracher Schäferlauf und die "Herbstlichen Musiktage Bad Urach", die seit 1981 regelmäßig im Residenzschloss abgehalten werden (vgl. SWR 2004).
Archäologische Funde auf dem "Runden Berg" bei Urach zeigen, dass es hier Siedlungen der Kelten und Alamannen gegeben hat. Anhand der Entdeckung eines alamanischen Adelssitzes konnte nachgewiesen werden, dass die Alamannen eine adelige Gesellschaftsstruktur besaßen und nicht - wie in der früheren Alamannenforschung angenommen wurde - genossenschaftlich organisiert waren (vgl. Feist/Bischoff; 68, 71). Bedeutendes Zeugnis der Vergangenheit ist ebenso die Burg Hohenurach, welche im 11. Jahrhundert von den Grafen von Urach auf dem Schlossberg erbaut wurde. Später zogen sich die Grafen jedoch in den Breisgau zurück. 1260 ging Hohenurach in den Besitz der Württemberger über. Zur Zeit der Reformation wurde es als Staatsgefängnis benutzt. Gegen die Reformation gewandte Äbte, aber auch Matthäus Enzlin, Kanzler unter Herzog Friedrich I. und der Dichter Nikodemus Frischlin (1547- 1590) wurden dort inhaftiert. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Burg von den Schweden besetzt. Über die von Hohenurach aus erfolgte, unerwartete Gegenwehr der Schweden gegen die Kaiserlichen berichtet die oben erwähnte Sage. Im Jahre 1767 wird Hohenurach auf Beschluss Herzog Carl Eugens abgebrochen, das so gewonnene Baumaterial dient dem Bau des Jagdschlosses Grafeneck (ebd.; 68f., 71). Heute ist die Burg nur noch eine Ruine. Das Uracher Residenzschloss wurde 1443 von Graf Ludwig von Württemberg erbaut, 1474 erweiterte und verschönerte es sein Sohn Graf Eberhard im Bart anlässlich seiner Hochzeit. Wie Joachim Feist berichtet, enthält es u.a. "den ‚Goldenen Saal' des Grafen Eberhard mit der Nachbildung eines vom ihm angeblich erlegten Ebers und Palmen, deren Bedeutung als Stammbaum der Württemberger Hannsmartin Decker-Hauff erst Ende der sechziger Jahre entziffert hat." (ebd., 69). Seine Gebete verrichtete Graf Eberhard im Bart in der Amadeuskirche, einem spätgotischen Kirchenbau aus Kalktuff. Der Betstuhl des Grafen ist dort heute noch zu sehen (ebd., 69). Durch Eberhard entwickelte sich Urach zum künstlerischen und kulturellen Mittelpunkt. Als Zentrum für Handel, Verwaltung und Gewerbe spielte die Stadt ebenso eine bedeutende Rolle. Im Jahre "1477 wurde hier die erste schwäbische Papiermühle, 1480 die erste Druckerei gebaut." (SWR, a.a.O.). Bei einem Rundgang durch die historische Innenstadt können sich Besucher auch heute noch viele der Fachwerkhäuser ansehen, die Zeugnis über die wirtschaftliche Bedeutsamkeit und Blüte der Stadt ablegen. Infotafeln mit Hinweisen geben Auskunft über die historisch interessanten Gebäude.

Uracher Wasserfall, Bad Urach © Claudia Beckers

Uracher Wasserfall
© Claudia Beckers, August 2004


Seit der ersten Bohrung nach Heilwasser im Jahre 1970, bei der man in 769 Meter Tiefe 58 Grad heißes Mineralwasser fand, hat sich Bad Urach insbesondere als Kurort einen Namen gemacht. In einem großen Kurzentrum mit Thermal-Mineralbad mit Saunaanlage, einem Kurpark und dem Spaßbad "Aquadrom" können sich die Kurgäste erholen (ebd.).

Quellen:
Duckeck, Jochen (2000): Uracher Wasserfall.
https://www.showcaves.com/german/de/karst/UracherWasserfall.html [Stand: 21.08.2004]
Feist, Joachim/Bischoff, Jörg (1984): Reutlinger und Uracher Alb. Stuttgart
o.A. (Hauptseite: 2003): Karstquelle am Uracher Wasserfall

Mönchengladbach, den 21.08.2004, Claudia Beckers