DIE HEXE UND DAS BUTTERFAß

Vor hundert oder mehr Jahren lebte in Haselstauden ein altes Weiblein, von dem die Leute sagten, es sei eine Hexe. Trotzdem waren sie gut zu der Alten.

Nicht weit von dem alten Weiblein wohnte eine Bäuerin, die immer recht gut zu ihm war. Wenn die Bäuerin Butter rührte, brachte sie der Alten immer etwas davon. Aber das alte Weib war damit nicht zufrieden. Eines Tages kam es zur Bäuerin und entlehnte sich etwas. Als die Alte gegangen war, rührte die Bäuerin ihr Butterfaß weiter und merkte, daß es keine Butter wurde. Es rauschte nur im Faß und als die Bäuerin den Deckel hob, war nur blaues Wasser drinnen und keine Butter. Sie verschloß das Faß, lief in die Küche, nahm den Küchlespitz, machte ihn glühend und steckte ihn ins Butterfaß.

Kurze Zeit darauf ging die Bäuerin zum alten Weiblein, denn sie wunderte sich, warum dieses nicht mehr kam. Als sie in die Stube trat, sah sie, daß die Alte das ganze Gesicht verbunden hatte und verbrannt war. Da sprach die Bäuerin: „Hättest du mir die Butter nicht verhext, dann wäre es dir auch nicht so ergangen!"


Quelle: Walter Weinzierl, Sagen aus Dornbirn, Dornbirn 1968, S. 65