Die drei Ritter
Vor beiläufig siebenzig [siebzig] Jahren saß der Neuberger 
        Naumann (Schloß Trautmannsdorf) mit seinem Gesinde noch spät 
        abends in der Bauernstube. Da hörte man plötzlich ein Geklirre 
        und Gestampfe, als ob einige Reiter im Schloßhofe wären. Anfangs 
        glaubte man jedoch, es fehle am Ziehbrunnen etwas und es klirre die eiserne 
        Zugkette daran so, und deßhalb giengen der Bauer und die Knechte 
        in den Hof, um darnach zu sehen. Wie groß war aber ihr Staunen und 
        Schrecken, als drei riesige Ritter, vom Zeh bis zum Scheitel geharnischt, 
        im Hofe standen und dann in das Schloß hinaufstiegen. Sie hatten 
        lange Schwerter an der Seite, die laut klirrten. Wie sie im Saale droben 
        waren, gab es einen Lärm und ein Gepolter, als ob die wilde Fahrt 
        eingezogen wäre. Das dauerte die ganze Nacht durch bis zum Ave Marialäuten. 
        Dann war es plötzlich stille. Seitdem wurden die Ritter nie mehr 
        gesehen. (Mais bei Meran.)
        
      
Quelle: Sagen aus Tirol, Gesammelt und herausgegeben von Ignaz V. Zingerle, Innsbruck 1891, Nr. 20, S. 13