Die Schatzkröte

Vom Schloss Velleberg oberhalb von Völs bei Innsbruck steht nur noch ein großes Gewölbe, doch unter dem verfallenen Bau liegt ein gewaltiger Schatz. Leute, die in dem Haus wohnen, das sich jetzt unweit der Ruine auf dem Hügel erhebt, haben einmal den verborgenen Reichtum als riesige Lohe leuchten gesehen. Lange Zeit bevor das kleine Haus errichtet wurde, hätte einmal der Maurer Hannes Hörtnagl, der 1809 gegen die Franzosen mitfocht, den Schatz gewinnen können. Damals brach er mit einem Arbeiter den Backofen unterhalb von Velleberg ab. Weil sich sein Gehilfe ein Pfeiflein anstecken wollte, hielt er in der Arbeit inne, um den Schwamm zu entzünden. Da kam eine Kröte zum Vorschein und faltete die Prätzlein, als wollte sie um etwas bitten. Hörtnagl dachte gleich, da könnte etwas dahinterstecken, und wollte seinem Gehilfen nur noch rasch den glimmenden Schwamm reichen. Aber damit war der Augenblick versäumt und das Krötl verschwunden, er konnte den Schatz nicht mehr heben. Und so erlöste er auch die arme Seele nicht, die ihnen als Kröte erschienen war.

Meine Oma, Pittl Theresia, sie ist 84 Jahre alt, hat mir diese Sage aus Völs erzählt. Man kann sie auch im Völser Dorfbuch nachlesen. (Andreas Pittl)

Quelle: Die Schatzkröte, aufgeschrieben von Andreas Pittl, Hauptschule Völs, 1. Klasse 1. Leistungsgruppe, Lehrerin Gabriele Praxmarer, Emailzusendung vom 6. April 2006