Der Raubritter von Aufenstein (eine Sage aus Navis )

Im Schloss Aufenstein, in der Nähe des Weilers Mühlen am Eingang des Navistales, lebten einst drei Brüder, die durch ihr wildes Wesen und ihre Raubgier zum Schrecken der Umgebung wurden. Die Aufensteiner überfielen, plünderten und töteten nicht nur vor überziehende Kaufleute, sondern verwüsteten auch auf ihren Raubzügen und Ritten die Felder und Saaten der Bauern.

Wenn in der Schlosskapelle, dem Kirchlein St. Kathrein, der Kaplan die heilige Messe las, kamen die drei Ritter wie zum Trutz in die Kapelle, leerten dort ihre Humpen und huldigten dem Kartenspiel, so dass das Gotteshaus zu einer wüsten Schenke entweiht wurde. Die Mahnungen des Priesters erwiederten die wilden Gesellen mit frechen Reden. Als der Kaplan im Beisein der zechenden Ritter w ährend der Wandlung den Kelch mit dem heiligen Blut emporhob, schwenkten die Aufensteiner ihre mit Wein gefüllten Becher und schrien in frevelhaften Hohn: "Das ist unser Blut“.

In diesem Augenblick erbebte die Erde, aus der Tiefe stieg der Satan, ergriff die drei Frevler und zerschmetterte sie an der Wand der Kapelle. Die entstellten Leichname warf der Teufel in den Naviserbach, über dessen Wasser ihre Geister seufzend schweben. Schloss Aufenstein, der Sitz der Frevler, ist längst zerfallen, nur das Kirchlein St. Kathrein erinnert noch an das Schloss und seine Herren.

Quelle: Der Raubritter von Aufenstein, aufgeschrieben von Marco Mayr, erzählt von seiner Tante Antonia Zeheter aus Navis, Hauptschule Völs, 1. Klasse 1. Leistungsgruppe, Lehrerin Gabriele Praxmarer, Emailzusendung vom 6. April 2006