Von der Zauberin Barba in Windisch-Bleiberg

Ein ganzer Kranz von Innren umgibt die Gestalt der Zauberin Barba, die vor vielen Jahren weitum bekannt und gefürchtet war.

Noch jetzt herrscht der Glaube, daß eine in einen Holzblock gehauene Hacke sich beim Stiele melken läßt. Tut man das, so muß man vorher den Namen der Kuh nennen, der dadurch die Milch entzogen werden soll. Die Barba verstand nun dies Geschäft vorzüglich. So kam einmal ein Bauer zu ihr, der seinen Nachbar haßte und sie bat, ihm Rache zu verschaffen. Die Alte riet ihm, den Namen der Kuh seines Nachbars zu nennen und an einem Stiele zu melken. Während er molk, rief Barba immerzu: Melke, melke!“ Endlich rann statt der Milch Blut aus dem Stiele, die Kuh des Nachbars machte noch ein paar „Zucker“ und fiel tot hin.

Eine Tochter des Großbauers erblindete. Der Pint-Adam wußte keinen anderen Rat als die Blinde zur Barba zu führen. Als sie hinkamen, wurden sie von dieser bereits erwartet. Sie kannte das ganze Unglück des Großbauers und sagte, am Kirchtag habe ein Mann das Mädchen falsch angeblickt und es ihr angetan, wovon sie das „Vermante“ bekommen hatte. Sie erbot sich, Adam einen Spiegel zu zeigen, in welchem er den Missetäter sehen könnte, doch er lehnte es ab mit dem Bemerken, daß sich das Mädchen darüber noch mehr grämen würde. Dann legte Barba der Kranken einen Lederring um den bloßen Leib und gab dem Bauer drei Nähte. Wenn sie über eine Brücke kämen, darüber man Tote führte, sollten sie jedesmal eine Naht „hinterrücks“ in den Bach werfen. Das taten sie getreulich und die Bauerntochter ward wieder sehend. Als der Gürtel endlich in Verlust geriet, durfte er nicht mehr gesucht werden, so hatte Barba befohlen.

Unfrieden stiften war ihr liebstes Geschäft. Beim Štin, einem Bauernhaus in Mitterwinkel, gaben die Kühe plötzlich wenig Milch. Die Zauberin riet der jungen Bäuerin, in der Nacht Lärchenholz auf dem Herde brennen zu lassen, dann werde der Täter erscheinen. Die alte Bäuerin, welche wenig schlafen konnte, vernahm bei Nacht das Knistern in der Küche und stand auf, um nachzusehen, was es dort gebe. Nun war der Verdruß da. Doch wurde die ganze Geschichte von einem „Brentler“, dem Skutouz-Jose, der alles angehört hatte, aufgedeckt.

In Hollenburg fand die Verruchte endlich ein unseliges Ende, sie wurde erschlagen. Der Scherge schlug ihr noch einen Nagel in den Kopf, dann wurde sie im Walde unweit der Burg begraben. Lange Zeit noch liefen Böcke nächtlicherweile um das Grab.

Quelle: Georg Graber, Sagen aus Kärnten, Graz 1941.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Harald Hartmann, Februar 2006.
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