Der Veitbauer und der Teufel

Ein Bauer im Leobengraben lebte in sehr drückenden Verhältnissen und wußte sich weder zu raten noch zu helfen. Er konnte es sich nicht erklären, wie andere Bauern, die nicht einmal so viel arbeiteten als er, trotzdem viel Geld besaßen. Da hörte er einmal von einem alten Köhler, daß einem um Mitternacht bei der „Schwarzen Wand" der Teufel erscheine und jedem, der sich dorthin begebe, zu großem Reichtume verhelfe, nur müsse man ihm seine Seele verschreiben. Der furchtlose Bauer begab sich bald darauf zur betreffenden Stelle, getrieben von der Liebe zum Geld und zu seiner Familie, der er das Los erleichtern wollte. Es war elf Uhr nachts, als er ankam. Er setzte sich nun auf einen Stein und wartete. Plötzlich wurde er durch ein Geräusch aus seiner Träumerei aufgeschreckt. Er wandte sich um und sah einen Mann in Jägertracht hinter sich stehen. Dieser grinste ihn höhnisch an, daß es dem armen Bauer eiskalt über den Rücken lief. Diese Furcht wich aber bald, als der Fremde mit dem Bauer ein gemütliches Gespräch anknüpfte. Er klagte ihm nun seine Not und fragte den Fremden um Rat. Der Fremde, der niemand anderer als der Teufel war, versprach ihm, sein altes Haus in einer einzigen Nacht neu aufzubauen, bevor noch der Hahn den Morgen ankündige. Auch versprach er, ihn zu einem der reichsten Bauern zu machen, wenn er ihm seine Seele verschreibe. Der Bauer, zuerst vom Gewissen geplagt, zögerte einen Augenblick, willigte dann aber doch ein, da ihm der Bau eines Hauses in einer Nacht unmöglich schien. Der Teufel war nun plötzlich verschwunden und der Bauer eilte nach Hause, sagte aber niemandem etwas vom Vorgefallenen. Mit Bangen erwartete er den nächsten Abend. Aber kaum war die Sonne hinter die Berge gesunken und die Dunkelheit hereingebrochen, so wurde plötzlich von unzähligen, unsichtbaren Händen Baumaterial herbeigeschleppt. Sein Gewissen, das ihn jetzt mehr als je plagte, trieb ihn im alten Hause herum; denn schon in wenigen Stunden war das neue Haus bis auf das Dach fertig. In dieser Stimmung sah ihn eine alte Frau, welche Tags zuvor bei ihm eingekehrt war, um hier über Nacht zu bleiben. Sie fragte ihn nach dem Grunde seines Leides und warum er heute nicht schlafen gehe, da es ja doch schon nach Mitternacht sei. Er erzählte ihr von dem Vertrag, den er mit dem Teufel abgeschlossen hatte und daß das Haus schon fast fertig stehe, der Hahn aber noch nicht den Morgen angekündigt habe. Da gab ihm die alte Frau den Rat, den schlafenden Hahn zu nehmen, in ein Tischtuch einzuwickeln, dazu ein Gebet zu sprechen und ihn dann in den Wassertrog zu werfen. Der Bauer tat, wie ihm geheißen — und wirklich krähte der Hahn. Dann vernahm man ein Poltern und Fluchen und alle Geister, welche am Bau gearbeitet hatten, mußten nun fliehen. Aber es war auch höchste Zeit, denn zur Vollendung des Baues fehlten nur mehr einige Dachbretter. Mit Freude betrachtete nun der Bauer sein neues Haus, und noch jetzt kann man daran einige Bretter bemerken, die von ihm selbst an dem Dache angebracht worden sind. Die alte Frau aber blieb von der Stunde an verschwunden, da sie ihm den Rat erteilt hatte.

Quelle: Georg Graber, Sagen aus Kärnten, Graz 1941.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Harald Hartmann, Februar 2006.
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