Der Teufelstritt in Stallhofen

In der Kirche zu Stallhofen, einem Dörfchen in der Nähe von Obervellach im Mölltal, sieht man in der letzten Stufe der steinernen Stiege, welche zum Chor hinaufführt, den Klauenabdruck eines Bocksfußes.

Die Sage berichtet hierüber folgendes: Eine Bäuerin, die sehr arm war und der es sehr schlecht ging, wollte reich werden. Schon in ihrer Jugend hörte sie erzählen, daß man reich werden könne, wenn man seine Seele dem Teufel verschreibe. Zwar war ihr der Gedanke, das Seelenheil für eine kurze Zeit des Reichtums zu opfern, schrecklich, doch siegte in ihr der Hang zum Geld und nach langem innerem Kampfe entschloß sie sich, den Teufel zu beschwören. Sie tat es und rief ihn an. Er kam in Bocksgestalt und war grauenhaft anzusehen. Die Bäuerin erschrak aufs äußerste und konnte vor Angst nicht von der Stelle. In dieser Not und Reue über ihren Fehltritt gelobte sie sich der Gnadenmutter im nahegelegenen Kirchlein von Stallhofen, und siehe da, kaum hatte sie das Gelöbnis getan, konnte sie auch von der Stelle und lief, so schnell sie konnte, in die Kirche, die Chorstiege hinan, der Teufel in seiner greulichen Bocksgestalt ihr nach. Kaum hatte die Bäuerin die letzte Chorstufe erreicht, schlug es auf dem Turme ein Uhr - es war bei Nacht, denn der Satan kann nur zwischen zwölf und ein Uhr nachts beschworen werden. Daß es eins schlug, war ihr Glück, ihre Rettung: mit diesem Glockenschlage war die Macht des Satans gebrochen, er verschwand mit schrecklichem Geräusch und in seinem teuflischen Zorn stampfte er so heftig mit seinem Bocksfuß auf die letzte Stufe, daß noch heute an ihr der Abdruck seiner Klauen zu sehen ist.

Die Bäuerin aber sank erschöpft am kleinen Muttergottesaltar neben der Orgel in die Knie und dankte der Gnadenmutter inbrünstig für ihre Hilfe und Rettung und blieb fortan ein frommes Weib, das auch noch zu Wohlstand gelangte und hochbetagt selig starb.

Quelle: Georg Graber, Sagen aus Kärnten, Graz 1941.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Harald Hartmann, Februar 2006.
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