Der Teufel als Brentler

1. Bei einem Bauer in Altenmarkt war eine hübsche, lustige Magd. Zu dieser kam auch einst ein schöner, wohlgebauter Bauernbursch in Gurktalertracht. Sie wurde vielfach darum beneidet und doch würde ihn manche nicht in ihr Kämmerlein gelassen haben. Es lag etwas Unheimliches in seiner Natur. Eines Tages bekamen die Kühe die „wilde Raudn" (Krankheit, die an Schafen gern auftritt). Sie fragte jetzt ihren Geliebten, was dagegen zu tun sei. Er gab ihr den Rat: „Abarat und Widartåt is guat für de wilde Nandu", das solle sie den Kühen geben. Während sie bei ihm schlief, bemerkte sie, daß er einen ungeheuer hohlen Rücken hatte. Jetzt wußte sie, wer er war. Der hohle Rücken war es, den der Teufel nie verbergen konnte, wenn er sich in einen Menschen verwandelte. Da erzählte sie nun den andern, was sie bemerkt hatte, und ihre Freundinnen rieten ihr, das Mittel gegen ihn selbst anzuwenden und „Abarat und Widartåt" in die Haare zu flechten. Sie tat dies und als der Teufel wiederkam, konnte er nicht in ihre Nähe und wütend sagte er, wenn sie das nicht getan hatte, würde er sie heute geholt haben. Er verschwand und kam nicht mehr.

 

2. Bei einem Bauer in Altenmarkt war eine schöne Kuhdirn und zu dieser kam regelmäßig ein hübscher Bauernbursch. Viele munkelten wohl, daß es der Teufel sei, sie aber glaubte es nicht. Da bekamen nun einige Kühe das „wilde Kritt" (krankhafte Gewohnheit der Rinder, auf die andern hinaufzuspringen, wenn sie auch schon trächtig sind). Sie fragte ihn und er riet ihr, den Kühen „Keanzl" (Kletten) in den Schweif zu flechten. Sein Rat half sofort, aber jetzt faßte sie Verdacht. Einige Mägde, die sie ins Vertrauen zog, sagten, sie solle sich selbst Keanzl ins Haar flechten. Kann er sich ihr nähern, so ist er ein Mensch, ist jedoch das Gegenteil der Fall, so ist er wirklich der Teufel. So erwartete sie nun mit dem „Keanzl" im Haar den Geliebten. Aber sieh, er kam nicht ans Bett heran und sagte: „Is anar a rechta Tidltåp, der seiner Liebsten åll's åagg." Er sprach's und verschwand auf Nimmerwiedersehen.

Quelle: Georg Graber, Sagen aus Kärnten, Graz 1941.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Harald Hartmann, Februar 2006.
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