Die Strafe der Zwerge

In der Zirknitz im Mölltale sollen Bergmännchen oder „Hollenleute“, wie sie von den Menschen genannt wurden, gewohnt und sich in schwer zugänglichen Höhlen der Berge und Felsen aufgehalten haben. Ihre Schlupfwinkel hat man erst später aufgefunden, nachdem sie die Gegend verlassen hatten.

In der Teuchel lag vorzeiten nahe an der Polinikgruppe um den heutigen Blößenbüchel-See eine schöne Wiese. Sie gehörte dem Bauer Gratschnig in Kolbnitz. Jedes Jahr im Hochsommer kamen Mäher herauf, um das Gras abzumähen. Als nun bei solcher Gelegenheit eines Tages die Männer ihre Sensen dengelten und der helle Klang davon weithin widerhallte, erschien ein solches Männlein und bat sie, für heute das Hämmern einzustellen, da sein Weib krank darniederliege. Die Mäher lachten dazu und hämmerten lustig weiter. Bald kam der Zwerg wieder und wiederholte seine Bitte, nur an diesem Tage nicht zu klopfen, damit sein schwerkrankes Weib in seiner Ruhe nicht gestört werde. Wieder flehte er zu tauben Ohren. Als er das drittemal erschien, sprach er ernst: „Höret auf zu klopfen, sonst werdet ihr es bereuen!“ Abermals antwortete ihm ein lautes Gelächter, das alsbald verstummte. Das Wasser des nahen Sees begann nämlich so rasch zu steigen, daß es im Nu über das Ufer trat und die Hänge übergoß. Während sich die Mäher schleunig auf den Berg retteten, flutete eine solche Menge Wassers aus dem See, daß es große Steine von den Lehnen losriß. Bald war die ehedem so fruchtbare Wiese durch angeschwemmten Schutt in eine öde Steinhalde verwandelt. Sie heißt auch heute noch der „Stanriegel".

Quelle: Georg Graber, Sagen aus Kärnten, Graz 1941.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Harald Hartmann, Februar 2006.
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