Die Sala-Wand

In mäßigen Höhen südlich zum Wörthersee abfallend, im worden und Westen von der Glan, im Osten von den Moosburger Moosen begrenzt, erhebt sich der Gollinberg bis zu 1055 Meter Höhe. An seinem Nordabhange befindet sich die sogenannte Sala-Wand und darunter eine ziemlich geräumige Felsenhöhle, welche dadurch merkwürdig und sehenswert ist, daß man an den Wänden ganz deutlich Wasserspülungen bemerken kann. Auch außen am Felsen haben die stürzenden Wasser zwei Rinnsale und ein Becken gegraben, welche die Phantasie des Volkes als den Abdruck zweier mächtiger Schenkel und eines Gesäßes bezeichnet.

Hier soll eine Burg gestanden haben, von Riesen bewohnt. Einmal stieg das Riesenfräulein nieder in das Glantal, faßte den eben ackernden Kreuzwirt Lois, fing Pferd und Pflug in die Schürze und trug das seltsame Spielzeug hinauf zur Salaburg. Der riesische Burgherr war sehr ungehalten über das Treiben seines Töchterleins und dieses mußte sofort wieder alles an Ort und Stelle bringen. Voll Traurigkeit setzte sich das Mädchen auf die Wand und brachte dem Fels mit seinen Schenkeln und dem Gesäß die erwähnten Vertiefungen bei.

Im alten Kreuzwirtshaus an der Glan hing in der Gaststube ein altes Bild, welches diese Begebenheit darstellte und das seit Jahrhunderten in der Familie des Besitzers sich vererbt hatte. Die Leute waren nicht wenig stolz darauf. Leider ging es vor etlichen zwanzig Jahren bei einem Brand zugrunde.

Quelle: Georg Graber, Sagen aus Kärnten, Graz 1941.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Harald Hartmann, Februar 2006.
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