Der Schatz im Rattenkogel

Ein Bauer in Göriach ward einst im Traum gemahnt, die auf dem Rattenkogel vergrabene, mit Gold gefüllte Truhe auszuheben, wobei ihm ein Mandl, angetan mit schwarzlederner Hose, rotem Käppchen und Bundschuhen mit roten Bändern, behilflich sein würde. Der Bauer folgte der Eingebung des Traumes und begab sich mit einem Fuhrwerk zur bezeichneten Stelle. Er grub nach der Geldkiste, hob sie mit Hilfe des in der Tat herbeigekommenen Männleins aus und lud sie auf den Wagen, den zwei schwarze Ochsen mit weißen Hörnern unter Führung des Bergmännchens zogen.

Schon hatten sie eine Strecke Weges zurückgelegt, als hinter dem Wagen ein starker Knall erfolgte und den Bauer veranlaßte, unwillkürlich umzusehen. Kaum war die Unvorsichtigkeit begangen, so verschwand im Nu Geld und Männlein. Der Bauer, dem der behobene Schatz so unversehens dahinschwand, fuhr ganz düster und traurig gestimmt weiter. Als er nach Hause kam, begegnete ihm im Hausflur ein großer schwarzer Hund mit einem Körblein im Maule. Da er selbst keinen Haushund besaß, so fragte er sein Weib, woher denn auf einmal der schwarze Hund komme. Sie erwiderte, daß er vor kurzem vom „Semlerwaldl“ her gekommen sei, in dem vor einer halben Stunde ein Schuß gefallen. Der Bauer näherte sich nun voll Neugierde dem seltsamen Vierfüßler und nahm den Deckel vom Körbchen weg. In diesem fand er drei Eier, und wie er sie herausnahm, um sie näher zu besehen, verwandelten sie sich in Goldklumpen, und der Hund verschwand.

Quelle: Georg Graber, Sagen aus Kärnten, Graz 1941.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Harald Hartmann, Februar 2006.
© digitaler Reprint: www.SAGEN.at