Das Ochsenjoch im Falkerersee

Etwa eine Stunde oberhalb St. Oswald bei Kleinkirchheim ruht der kleine Falkerersee, welcher nach der Meinung des Volkes ein Meerauge besitzen soll. Als einmal ein Bauer mit einem Paare eingejochter Ochsen zu diesem Wasser kam, verspürte er heftigen Durst und begab sich ans Ufer, um aus der schönen, klaren Flut zu trinken. Auch die Ochsen, welche er indessen frei stehen ließ, gingen dem Wasser zu, traten mit den Vorderfüßen hinein und begannen gierig zu schlürfen. Nachdem der Bauer seinen Durst gelöscht hatte, betrachtete er seine Ochsen. Da ereignete sich etwas Schreckliches. Die Tiere wurde von einem plötzlich entstandenen Strudel erfaßt und vor den Augen ihres Besitzers, der wie versteinert dastand, in die Tiefe gerissen. Doch bald ermannte er sich und lief wie rasend nach Hause, wo er auf die erstaunten Fragen der Seinen kein Wort zu erwidern vermochte. Auch später, wenn man ihn um seine Ochsen befragte, konnte er keine Auskunft geben.

Viele Stunden vom Falkerersee entfernt liegt im Tale das Oswaldikreuz, neben diesem spendet ein guter Brunnen köstliches Wasser. Als nun der Knecht des Bauers lange Zeit nach jenem Vorfalle einmal vom Viehmarkt heimkehrte, setzte er sich, müde wie er war, am Brunnentroge zur Rast nieder. Wie er eben sich zum Wasser neigte, um zu trinken, blieb sein Auge auf einmal an etwas haften, das ihm bekannt vorkam. Beherzt griff er danach und erkannte es als das Ochsenjoch seines Bauers. Jetzt erst wurde diesem jene schreckliche Begebenheit klar.

Quelle: Georg Graber, Sagen aus Kärnten, Graz 1941.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Harald Hartmann, Februar 2006.
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