8. Der Ring im Hemma-Teiche.

Hinter dem Propsthofe in Gurk befindet sich in nordwestlicher Richtung vom Dome ein kleiner, runder Teich, der allgemein unter dem Namen „Hemma-Teich" bekannt ist. Zu diesem soll die selige Gräfin Hemma vom Schlosse Gurkhofen aus (welches nach Megiser am Antonibichl gelegen haben soll) gerne einen Spaziergang gemacht und dort verweilt haben. Als die Trauerkunde vom Morde ihrer beiden Söhne durch die Bergknappen in Friesach in Gurkhofen eintraf, soll sie soeben beim Teiche gewesen sein. Tief ergriff sie die Botschaft, und der Schmerz löste sich in Tränen auf. Die Edelfrauen, die mittlerweile erschienen waren, trösteten sie, doch vergebens, der Verlust der Söhne war ja unersetzlich.

Wie jetzt alle die betrübte Mutter umstanden, zog sie in tiefem Leide einen Ring vom Finger und sprach die Worte: „Das Silber in unseren Berggruben soll sich ob dieser Greueltat in Eisen verwandeln, und keine Erzader soll mehr gefunden weiden, bis der Ring, den ich in diesen Teich werfe, von einem siebenjährigen Mäherknaben gefunden wird. An dessen Sensenspitze soll der Ring hängen bleiben, wenn einst der Teich ausgetrocknet und das Gras im alten Wasserbette abgemäht wird." In diesem Augenblicke verwandelte sich das Silber in den markgraflichen Gruben in schlechtes Eisenerz, der Ring aber liegt noch im Wassergrunde des Teiches und wurde bis heute nicht gefunden.

Quelle: Georg Graber, Sagen aus Kärnten, Graz 1941.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Harald Hartmann, Februar 2006.
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