Der Brennsee und der Afritzersee

An Stelle des Brennsees (heute heißt er Feldsee - Anm.des Bearbeiters 2006) und des Afritzersees, welche heute einen freundlichen Schmuck der „Gegend" bilden, breitete sich in grauer Vorzeit eine einzige große Wasserfläche aus, in deren klarem Spiegel der Mirnock sein Haupt beschaute. In dem See lebte eine schöne Nixe, die gerne einsame Fischer anlockte und jeden, der in ihre Nähe kam, zum Grunde zog. Eifersüchtig beobachtete ein scheußlicher Drache, der auf den Geländen des Mirnocks hauste, ihr Treiben; er liebte das herrliche Weib, hatte es aber immer nur aus der Ferne gesehen. Allein die Nixe verabscheute den häßlichen Gesellen, da ihr die lustigen Landburschen besser gefielen. Gerne lauschte sie ihren Gesängen. Besonders einer der Jünglinge, welcher in einer nahen Hütte wohnte, lag ihr am Herzen. Kam der Abend, so fuhr er mit seinem Schifflein auf den See hinaus, dort erwartete ihn das Wasserweib und zog ihn brünstig an den schönen Leib. Ging es dem Drachen schon nahe, sich von der Nixe verschmäht zu wissen, so grämte er sich noch mehr, als er in einer schönen Mondnacht einen Kahn über die schimmernden Wellen gleiten sah und darin den Burschen erblickte, um den die Nixe ihre weißen Arme schlang. Bei diesem Anblick schüttelte er sich vor Wut und schlug in jäh aufwallendem Zorne mit dem Schwänze so heftig auf den Berg, daß dieser erbebte und große Felsblöcke niederstürzten. Das Liebespaar im Kahne wurde von den herabfallenden Felsen erschlagen und das Becken des großen Sees von den Schüttwaren zum Teile verschüttet. So entstanden aus dem einen zwei Seen, der Brennsee und der Afritzersee. Seit jener Zeit war auch der Drache verschwunden. Heute spiegelt sich der Mirnock nur mehr im Afritzersee. Zwischen diesem und dem Brennsee breitet sich jetzt ein Wiesen- und Ackergürtel, Wiesen genannt. Man glaubt, daß ein tiefer Tümpel, der sich dort befindet, unterirdisch mit dem Afritzersee in Verbindung stehe.

Quelle: Georg Graber, Sagen aus Kärnten, Graz 1941.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Harald Hartmann, Februar 2006.
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