Der Blutfleck an der Bleiburg

Zur Zeit der Grafenherrschaft, die über Leben und Tod der Untertanen entscheiden durfte, befand sich im ersten Stock der Bleiburg ein großer Saal, der der Gerichtsbarkeit diente. Bei einer Verhandlung, die über einen armen Bauer abgehalten wurde, mußte dessen Bruder Zeugenschaft ablegen. Aus reiner Gcschwisterliebe, um den Bruder zu retten, sagte er falsch aus und leistete einen Meineid. Daraufhin erhob sich ein Sturm, die Bäume ächzten vor dem Schlosse und zum Fenster herein kam der Leibhaftige, erfaßte sein Opfer und trug es davon. Das war ein Werk weniger Augenblicke und nichts blieb zurück als große Blutspuren an der Fensterwand, auf welche der unglückliche Mann mit dem Kopfe beim Fluge durchs Fenster aufschlug. Heutigen Tages zeigt man noch den Saal sowie die verblaßten Blutflecke, die Zeugnis von der Wahrheit dieser Sage geben sollen.

Quelle: Georg Graber, Sagen aus Kärnten, Graz 1941.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Harald Hartmann, Februar 2006.
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