Die Bibel von Kaning

In Kaning, einem kleinen Gebirgsdörflein bei Radenthein, besaß ein Bauer vor einigen hundert Jahren eine alte Bibel. Als Anfang enthielt sie allerlei Weissagungen über Radenthein und seine Umgebung. So hieß es, daß die Kirche zu Radenthein, deren Altar anstatt im Osten im Westen liegt, einmal den Türken als Pferdestall dienen werde. Ferner war der dreimalige Einsturz des Felder Kirchturmes vorhergesagt. Tatsächlich wurde dieser Turm schon das drittemal aufgebaut. Als die Pater des Millstätter Klosters von dieser Bibel, die auch von der Auflassung des Klosters sprach, erfuhren, wurde sie dem Bauer gewaltsam entwendet und mußte wegen ihrer Größe mit einem Paar Ochsen nach Millstatt geführt werden, wo sie im Klosterhof verbrannt wurde.

Quelle: Georg Graber, Sagen aus Kärnten, Graz 1941.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Harald Hartmann, Februar 2006.
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