Der bestrafte Bauer

Ein Bauer bemerkte, daß auf einer „Gschiding“ (Grenze zwischen zwei Feldern) vom „Betläutn“ bis Nlitternacht ein Irrlicht auf und ab wandelte. Lange traute er sich nicht hinzugehen, und nun ermannte er sich einmal und trat auf das Licht zu. Da sah er, wie auf einer Hand ein kleines blaues Flämmlein auf und nieder zuckte. Er wurde immer kühner und untersuchte, ob noch etwas zu sehen sei. Es kam ihm spaßhaft vor, daß eine Hand so allein herumwandelte. Da dachte er sich, da kann ich ja meine Pfeife anzünden, und sprach den Wunsch auch aus. Rasch flackerte das Lichtlein naher, und da überkam den Bauer das Grausen, und er wollte eiligst fliehen. Bevor er sich noch umdrehte, bekam er eine schallende Ohrfeige. Als er zu Hause angekommen war, betrachteten die Hausleute verwundert den Bauer, denn die eine Wange war ganz schwarz. Kein Mittel konnte ihm die Wange rein machen, und so trug er das Merkmal der Ohrfeige bis an sein Ende.

Quelle: Georg Graber, Sagen aus Kärnten, Graz 1941.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Harald Hartmann, Februar 2006.
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