GEISTERSPUK IN VILL

Im Weiler Vill bei Neumarkt befindet sich auf einem Hügel ein großes, gut erhaltenes Haus, das einer freiherrlichen Familie gehört.

In diesem Hause spukt es aber so sehr, daß es niemand wagt, in demselben Wohnung zu nehmen, weswegen es immer leer steht. Sobald nämlich die Nacht anbricht, beginnt es im Haus zu poltern und zu lärmen. Man hört Personen geräuschvoll durch die Zimmer gehen und die Türen laut auf- und zumachen. Zu bestimmten Zeiten sieht man eine in tiefe Trauer oder auch weiß gekleidete Frau und zwei große, schwarze Hunde. Die letzteren laufen oft auch durch die umliegenden Felder und sind sehr zudringlich gegen diejenigen, die ihnen in den Weg kommen.

Den letzten Verwalter dieses Hauses soll der Satan buchstäblich mit Leib und Seele geholt haben. Er war als ein sehr gottloser Mensch bekannt und starb eines plötzlichen Todes. Als bei seinem Begräbnis die Leichenträger die Bahre auf die Schultern nehmen wollten, fühlten sie, daß selbe sehr schwer sei und hörten im Innern derselben etwas Schweres herumkollern. Auf allgemeines Verlangen der Anwesenden öffnete man den Sarg und fand statt der Leiche einen großen, schwarzen Stein.

Quelle: Heyl, Johann Adolf, Volkssagen, Bräuche und Meinungen aus Tirol, Brixen 1897, S. 478