PUTZVALTELE
Auf der Tuferalm war vor Zeiten ein Hirt, welchem nie ein Stück hinging. Wenn er im Frühling mit seiner Herde auffuhr, zog er mit dem Stock einen Kreis um den Hütplatz, lehnte den Stock an einen Fels und sagte: "Jetzt schau du dazu!" Nun mußte der Stock hüten, und der Hirte ging ins Martell hinab "lottern".
Endlich erfuhren die Bauern, wie er es anstellte, und alsogleich setzten
sie ihn von seinem Amte ab, weil sie mit einem Zauberer nichts zu tun
haben wollten. Darüber ergrimmte der Hirt ganz entsetzlich, hob an
zu fluchen und tat den Schwur, er werde den Bauern gewiß einen Putzen
hinterlassen. Wegen dieses Schwures bekam er in der Folgezeit den Namen
Putzvaltele, und der Putzen blieb nicht aus. Denn auf der Tuferalm haust
unter dem Rindvieh oft eine Krankheit, welche das Vieh auf der einen Seite
ganz schwarz macht. Man hat das Putzvaltele oft gesehen als griseltes
Mannl mit griseltem Gewand, aber ohne Kopf. Es fährt dann mit der
einen Hand über das Vieh, und auf der Seite, wo es darüber fährt,
ist es verbrannt.
Quelle: Zingerle, Ignaz Vinzenz, Sagen aus Tirol, 2. Auflage, Innsbruck 1891, Nr. 394, S. 229