Das von Geistern bewachte Bergwerk

Gasparo Zoro, Cristano und Domenico befanden sich auf Wanderschaft (ziro) in Böhmen. Cristano war imstande, ein gedrucktes lateinisches Buch zu lesen, das er stets bei sich trug. Alle drei wußten genau Tag und Stunde, um den Eingang zur Goldgrube auf dem Stockerberge, jenseits der Knappen brücke zu finden.

Es war eine klare, eisige Vollmondnacht. Domenico sagte zu Zoro, er solle zur Säge gehen, um Spitzhacken zu holen. Cristano öffnete das gedruckte lateinische Buch und begann "zu zaubern". Im Gänsemarsch überquerten sie die Brücke und gingen durch den tiefen Schnee in Richtung Prindler; da vernahmen sie das Stöhnen einer Frau. Das Stöhnen kam gerade vom Prindler.

Sie schritten wieder voran. Aber siehe da, der Himmel bedeckte sich mit schwarzen Wolken. Der Mond verschwand, es brauste der Wind und es tobte ein schwerer Sturm.

Den Dreien gelang es nicht mehr voranzukommen. Gleichsam als hätte der Wind auf dem Wege eine Mauer aufgerichtet. So kehrten sie also wieder um. Als sie sich jenseits der Brücke befanden, kam der Mond wieder wie eine große Uhr zum Vorschein und es herrschte tiefe Stille wie zuvor.

Hätten Zoro Gasparo, Cristiano und Domenico die weinende Frau rechtzeitig erreicht, wäre der Zauber der Grube (grub) auf dem Stockerberge gebrochen gewesen.

Quelle: Das Tal der Mòcheni, Aldo Gorfer, Calliano 1973, S. 44