DER SCHATZ IN TINNEBACH

Auf Säben wohnten vor uralten Zeiten große und reiche Herren. Da kam die Kunde ins Land, daß die feindlichen Römer heranzögen, und die reichen Säbner wußten lange nicht, wo sie ihre reichen Schätze verbergen könnten.

So verloren sie viel Zeit, und der Feind drang schon gegen Klausen heran. In aller Eile packten sie zusammen und schleppten den Reichtum hinab und den Tinnebach einwärts. Da drinnen hofften sie, sicher zu sein. Allein, sie gewahrten alsbald den Feind hinter sich, und so blieb ihnen nichts übrig, als in der tiefen Schlucht drinnen eiligst eine Grube aufzuwerfen und den Schatz darein zu versenken. Darauf warfen sie das Loch wieder zu. Der Feind hatte dies glücklicherweise nicht beobachtet, und so liegt noch heute der unermeßliche Schatz in der Tinneschlucht vergraben; niemand weiß, wo. Die Leute sagen, es wären siebenmal siebzig Sam Goldes.

Quelle: Heyl, Johann Adolf, Volkssagen, Bräuche und Meinungen aus Tirol, Brixen 1897, S. 163