DER SPUKENDE GEIßBUB
Beim Untermüller im Lajener Ried ist ein Bub im Dienst gestanden, der hat die Geißen gehütet und sie dabei immer mutwillig in die Wiesen des Prader-Müllers gehen lassen. Der Müller sagte ihm einst, er werde dafür noch nach dem Tode hüten müssen. Wie der Bub dann gestorben ist, hat man ihn noch, wie bei Lebzeiten, im Wald in der Nacht jodeln hören.
Der Müller ist einmal zur Nacht heimgegangen, und wie er über
einen Zaun steigt, sieht er den Buben auf einem Baumstock sitzen. Da sagt
er: "Geh nur hin, Bub, wo dir Gott verordnet hat; es ist dir alles
verziehen!" Da hat er noch drei helle Juchzer gehört und dann
nichts mehr.
Quelle: Der Sammler, Beiträge zur tirolischen Heimatkunde. Hrsg. Franz Innerhofer, 5 Bände, Meran 1906/1911. Bd. I, 3/12