Der Gassl-Barthele

Vor rund 60 bis 70 Jahren ging der Gassl-Barthele von Platz in Pfitsch mit seinem erwachsenen Buben auf einen Sterzinger Markt. Hinter Wiesen meinte der Barthele auf einmal, es wäre doch eine Schande, wie die Leute heutzutage lügen täten. Er hätte nämlich gehört, der Thurner von Wiesen wäre schon vor einiger Zeit gestorben. Alles Lüge, denn da komme derselbe ja gerade auf sie zu.

Der Sohn schaute den Vater verdutzt an, denn er konnte niemanden bemerken. Da schwieg der Barthele einige Augenblicke lang, wandte sich darauf um und zeigte mit dem Daumen zurück: "Ja, hast du ihn denn nicht vorbeigehen sehen, gerade diesen Moment?"

Der Bub fand sich nicht zurecht und mußte verneinen. Als sie in Wiesen ankamen, erfuhren sie, daß der Thurner tatsächlich schon längst begraben war.

Der Gassi Barthele hatte eben seinen Geist gesehen.

Quelle: Fink, Hans, Eisacktaler Sagen, Bräuche und Ausdrücke. Schlern-Schrift Nr. 164, Innsbruck 1957, S. 43 f.