Die drei Verschwundenen

In einem Hofe des Oberen Eisacktales lag der Bauer "auf Ehren" (tot aufgebahrt) im Herrgottswinkel der Stube. Der Knecht war ein leichter Vogel. Er beschloß, der Dirn einen losen Streich zu spielen, da dieselbe alsbald mit der Milch kommen mußte.

Er nahm den toten Bauern vom "Rechbrett", versteckte ihn unterhalb desselben und legte sich selbst als "tot" hin. Als nun die Magd die Stube betrat, richtete er sich auf und rief sie an. Die entsetzte Dirn ließ die Milch zu Boden fallen und stürmte aus dem Hause in die Nacht. Er aber lief hinterdrein, um den Irrtum zu klären.

Die Bäuerin eilte, durch das Geschrei aufmerksam gemacht, herbei und mußte feststellen, daß nicht nur Knecht und Dirn, sondern auch die Leiche des Verstorbenen verschwunden war.

Von allen dreien soll nie mehr eine Spur zu finden gewesen sein. Man soll im betreffenden Dorfe jahrzehntelang bei den Sonntagsgottesdiensten einige Vaterunser für die drei Verschwundenen gebetet haben.

Quelle: Fink, Hans, Eisacktaler Sagen, Bräuche und Ausdrücke. Schlern-Schrift Nr. 164, Innsbruck 1957, S. 33 f.