DIE KUH UND DIE PANZERFAUST


Version I:

Bei einer Truppenübung des österreichischen Bundesheeres ist ein kleiner Trupp von Soldaten unter der Führung eines Unteroffiziers bei einem Bauern im Waldviertel einquartiert. Abends kredenzt der gastfreundliche Landwirt seinen selbstgebrannten Schnaps, dem besonders der Unteroffizier eifrig zuspricht. Im Laufe des Abends beginnt der Gastgeber mit der Hartnäckigkeit eines Stammtischstreiters und Querulanten, die Verteidigungsbereitschaft der österreichischen Streitkräfte in Frage zu stellen. Der Unteroffizier, bereits mächtig angeheitert, verteidigt das glorreiche österreichische Militär energisch. Der Disput gipfelt darin, daß der Bauer behauptet: "Ihr trefft eh' nichts", was der Unteroffizier als persönliche Beleidigung auffaßt und sofort widerlegen will. Der Bauer nimmt ihn beim Wort, deutet auf die Kuh auf der Weide auf dem Hof und spottet, der Unteroffizier mit seiner Panzerfaust würde nicht einmal die Kuh treffen. Der Unteroffizier läßt sich eine Panzerfaust bringen, legt an, zielt, schießt, und das Geschoß zerfetzt die Kuh.
Folge für den Unteroffizier: er wird degradiert. Außerdem muß er dem Nachbarn des Bauern diese Kuh bezahlen, denn es war gar nicht dessen eigene.


Version II:

Diese Geschichte hörte ich schon vor ca. 10 Jahren und sie wird meistens zum Geschichtenkreis um einem besonders argen "Schleifer" namens "Eismayer" gezählt.

Ein Gustostück aus diesen Erzählungen ist sicher auch, daß dieser Ausbildner einmal Rekruten in Transportkästen für das alte Sturmgewehr, das nun nur mehr die Garde verwendet, herumpaddlen ließ...

Aber nun zur gesprengten Kuh: Diese Geschichte soll sich nach meiner Information auf dem Truppenübungsplatz Hochfilzen ereignet haben, wo auch Sprengübungen veranstaltet werden. Als möglich Quelle dieser Sage (?) möchte ich Sie auf folgenden Umstand hinweisen:

In Österreich werden auf Almen immer noch tote Kühe gesprengt!

Hier die offizielle Pressemitteilung:
Bregenz - Der im Landtag für Umweltschutz zuständige Landesrat Erich Schwärzler sagte im Österreichischen Rundfunk (ORF), er werde nicht mehr zulassen, dass die Kadaver gesprengt würden. In Vorarlberg werde befürchtet, dass die Kadaver das Grundwasser verseuchen könnten. In der Fremdenverkehrsregion könne zudem Touristen durch auf Wiesen verrottende Kadaverteile die Lust aufs Wandern vergehen. Es komme vor, dass von den Tieren große Stücke zurückblieben. Gesprengt werde aus Kostengründen, berichtete der ORF. Während für den Einsatz eines Hubschraubers zum Abtransport eines Kadavers 15.000 Schilling (rund 2150 Mark) zu zahlen seien, komme die Sprengung einer toten Kuh auf nur 500 Schilling (rund 70 Mark). Pro Jahr sterben den Angaben zufolge rund 20 Kühe in den Vorarlberger Alpen durch einen Sturz oder Blitzschlag. Das Bundesland übernimmt 80 Prozent der Kosten für den Abtransport des toten Tieres, die Landwirte indes machen für den Verzicht auf Sprengungen eine Kostendeckung von 100 Prozent zur Bedingung. Die Landesregierung verhandelt nun mit Anbietern privater Hubschrauberdienste, um eine Lösung zu finden. Früher wurden die verunglückten Kühe von Hubschraubern des österreichischen Bundesheers gratis ins Tal geflogen.

Anmerkung: eine Variante auch in Oberösterreich: Die Kuh und die Panzerfaust.

Quelle Version I: Das Huhn mit dem Gipsbein, Neueste sagenhafte Geschichten von heute, Rolf Wilhelm Brednich, München 1993, Seite 58. Briefliche Mitteilung eines Wiener Studenten an Rolf Wilhelm Brednich.

Quelle Version II: E-Mail-Zusendung von Christian Rauchenwald, 2.11.2001

Anmerkung: das Sprengen von Tierkadavern zur Zerkleinerung ist ein trauriges Thema, das Vorarlberger Beispiel toter Kühe ebenso, wie das Sprengen eines toten Wales in Amerika.
Die Varianten der Erzählkultur sind interessante und fröhliche Interpretationen.