DIE ALMGRENZE ZWISCHEN GUGGENBERG UND LEISACH

Vor vielen hundert Jahren, als es noch keine Almgrenzen gab, beschlossen die Nachbarschaften Guggenberg und Leisach wegen der dauernden Streitigkeiten eine ordentliche Grenze zu ziehen. Sie waren sich sehr lange uneinig, wie dies geschehen sollte. Endlich kamen die Vorsteher beider Nachbarschaften zum Entschluss, an einem festgelegten Tag beim ersten Hahnschrei von zu Hause wegzugehen. Wo sich die beiden Parteien dann treffen würden, da sollte von nun an die Grenze sein.

Die Guggenberger und die Leisacher dachten lange hin und her, wie sie es machen sollten, dass der Hahn recht früh krähen würde. Die Guggenberger wollten ganz schlau sein und meinten, ein gut gefütterter Hahn würde viel früher krähen, was leider nicht der Fall war.

Die Leisacher hingegen gaben dem Hahn nichts zu fressen und steckten ihn noch dazu in einen Wasserkrug. Sie meinten, so würde er bestimmt früher krähen. So geschah es, dass dieser Hahn am nächsten Tag schon ganz früh krähte, weil er sehr hungrig war. Die Leisacher schliefen noch, machten sich aber sogleich fertig, nahmen die Later-nen und zogen fort. Sie meinten, die Guggenberger würden bald daherkommen. Als schon der Tag hereinbrach, und die Guggenberger noch immer nicht auftauchten, freuten sich die Leisacher sehr.

Der Hahn am Guggenberg schlief zu dieser Zeit noch fest, und als er den ersten Schrei tat, war schon helllichter Tag.


Quelle: Sagen und Geschichten aus dem Lesachtal, gesammelt und niedergeschrieben von den Schülern der 2. Klasse der Hauptschule Lesachtal Schuljahr 2000/2001, unter den Anleitungen von Hans Guggenberger und Edith Unterguggenberger