254. Der Wechselbalg.

Eine Bäuerin in der Ramsau, Bezirk Eisenerz, wurde während der Arbeit auf dem Felde von den Wehen überfallen. Nachdem sie das Kind entbunden ohne alle fremde Beihilfe, legte sie dasselbe auf die Seite und begann gotteslästerliche Reden auszustoßen. Da kam der Teufel, nahm das Kind weg und legte ein anders hin, einen Wechselbalg. Dieser wuchs heran und lebte viele, viele hundert Jahre. Oft wechselte die Bauernwirtschaft ihren Besitzer, und immer übernahm dieser vom vorigen den Wechselbalg, der viel Schabernack trieb, die Leute ärgerte und Schaden anrichtete, wo und so oft er es nur konnte. Die Bauersleute wußten sich schon gar nicht mehr zu helfen, und endlich begannen sie recht fleißig zu beten. Da verschwand der Wechselbalg; aber er war nicht etwa gestorben, sondern der Teufel hatte ihn weggenommen, da er in ein frommes Haus nicht mehr paßte.

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Quelle: Johann Krainz, Mythen und Sagen aus dem steirischen Hochlande, Bruck an der Mur 1880.
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