Vom Teufel und seiner Beute.
In mondhellen Nächten sieht man in der Nähe des Dorfes Harbach bei Hofgastein wiederholt zwei Stiefel herumlaufen und tanzende Bewegungen ausführen, indes der Teufel in einem nahen Stadel mit einem schwarzen Roßschädel den Takt dazu wiehert. Die Leute, insbesondere der Harbacher Schuster, grübelten vergeblich darüber nach, was es mit diesen Stiefeln für Bewandtnis hätte, bis eines Tages ein alter Bauer eine unheimliche Gestalt in den Stiefeln stecken sah. Bei näherem Zuschauen erkannte er in der Gestalt einen längst verstorbenen Bauernburschen aus Harbach, der es Zeit seines Lebens arg gottlos getrieben hatte und nun keine Ruhe im Grabe finden konnte. Der Bauer schlug ein Kreuz und eilte zähneklappernd davon.
Der Klöckstand auf der Leidalm erinnert auch an ein Erscheinen des Teufels. Dorthin kam eines Tages ein hagerer, bleicher Mann in vornehmer schwarzer Kleidung, begleitet von einem widrigen Gesellen in rotem Wams und mit einem Spitzhute. Es war der Doktor Faust mit dem Teufel. Drei Hirten vergnügten sich eben mit dem frohen Knallen ihrer langen Peitschen, was man im Volke Klöcken nennt. Doktor Faust wollte nun auch dieses Spiel versuchen, doch streifte er mit der Peitsche jedesmal an einen vorstehenden Felsen. Da mußte der Teufel auf Befehl seines Herrn den Stein hinwegräumen, worauf Faust mit Vergnügen die Peitsche knallen ließ. Seitdem ist aber dieser Ort nicht mehr ganz geheuer und heißt der Klöckstand.
Ober der Haitzingalpe erhebt sich eine Felswand, die seit alter Zeit "Mein lieber Gott" genannt wird. Diese erinnert an einen Melker, dessen Übermut der Teufel ein Ziel gesetzt hat. Dieser Melker war durch Jahre hindurch bekannt durch sein verschwenderisches Hausen mit dem reichen Ertrage seiner Alpe. Ja, er hatte sich schon wiederholt in Milch gebadet und hatte sich in dem Zuber zum Sitzen einen Käselaib bequem hergerichtet. An einem hohen Feiertage hatte er sich gar seine Wanne zur Palfenhöhe hinaufgetragen und eben saß er im Bade von reiner Milch, als in Bocksgestalt der Teufel herankam und ihn mit samt seiner Wanne über den Felsen in die Tiefe rannte. "Mein lieber Gott" konnte er im Stürzen noch ausrufen, dann lag er zerschellt im Felsgerölle.
Auf der Maurachalpe waren einst drei Schindelschneider im Quartier. Sie 
        hatten Krapfen zum Nachtmahle vorgesetzt bekommen, aber diese Kost schien 
        ihnen zu schlecht zu sein. Mit rohen Witzen machten sie sich über 
        das Essen lustig und um die Sennerin zu verhöhnen, daß sie 
        zu wenig Fett gespendet habe, preßte einer den größten 
        Krapfen mit widerlichem Gegröhle in die Heinzelbank, wahrend der 
        andere schrie, der Teufel soll das Fressen holen.
        
        Sie waren dann nicht mehr lange gesessen, da kam ein widriger Geselle 
        mit hinkendem Schritte zur Türe herein, setzte sich an den Tisch 
        und verzehrte die verschmähten Krapfen. Da überkam die Drei 
        ein Grausen, aber der Stärkste hatte Mut und Kraft genug, den unheimlichen 
        Gast zur Türe hinauszuwerfen.
        
        Schon waren sie längst auf dem Heuboden eingeschlafen, da erweckte 
        sie um Mitternacht plötzlich ein furchtbares Gepolter und sie hörten 
        die Worte: "Den Ersten find' ich, den Zweiten schind' ich, den Dritten 
        schmeiß ich übers Dach."
        
        So hatte sie der Teufel geholt, denn am nächsten Morgen fand man 
        die Hütte leer und niemand hat von den Dreien mehr eine Spur gefunden.
Schelten und Fluchen gilt beim Gasteiner Volke überhaupt als arg 
        sündhaft und wer den Teufel in den Mund nimmt, ist ihm auch schon 
        verfallen. Dies erfuhr auf der uns schon bekannten Haitzingalpe ein Hüter.
        
        Am Himmel war ein Gewitter heraufgezogen, schon krachte der Donner und 
        die Blitze zuckten immer näher. Da hatte es der Hüter eilig, 
        seine Tiere in den schützenden Stall zu bringen. Schon waren Kühe 
        und Ziegen gutwillig in den Stall gegangen, nur die Schweine da hinein 
        zu bringen, mochte schon eine Höllenqual sein. In seiner Wut schrie 
        er die Schweine an und fluchte, der Teufel soll sie alle holen. Wie in 
        Angst, er könnte wirklich schon kommen, drängten sich alle brav 
        in den Stall. Als das Gewitter vorüber war und das Vieh wieder freigelassen 
        auf die Weide ging, wollte der Hüter auch seine Schweine wieder auslassen. 
        Doch man denke sich dessen Schrecken - der Stall war leer, alle hatte 
        sie der Teufel wirklich geholt.
        
        Und heute noch, wenn ein Gewitter am Himmel aufzieht, dann muß der 
        unglückselige Hüter heraus aus seinem Grabe und in seinem Stalle 
        die Schweine suchen.
Aber nicht nur auf den Almen bei den Bauern, auch bei den Vornehmen fand 
        der Teufel seine Beute. Daran gemahnt die Teufelsmauer bei Hofgastein. 
        Ein kleiner Mauerrest am Kühberge ist heute noch übrig von einem 
        einst großen Schlosse. Das Geschlecht derer "Vom Kirchperg" 
        hatte durch Lebensalter hindurch dort gesessen und in Ehren gewaltet, 
        im ganzen Lande waren sie stets geachtet und sogar geliebt gewesen.
        
        Als jedoch Kunz, der letzte seines Stammes, die Herrschaft angetreten, 
        zogen andere Sitten auf Kirchperg ein. Rasch war das Gut verschwendet 
        und verpraßt und als das letzte Vermögen weggegeben war, fiel 
        er der Versuchung des Teufels zum Opfer, der ihm für Leib und Seele 
        auf zwölf Jahre genug Mittel gab, damit er sein Schlemmerleben fortführen 
        konnte.
        
        Und wieder saßen bei Tag und Nacht die übermütigen Gesellen 
        in der Burg bei Zechgelagen und noch wüsteren Festen, die Jahre schwanden, 
        ohne daß Ritter Kunz es merkte, wie er immer näher seinem Schicksale 
        kam. So saß eben die schlemmende und lärmende Schar bei schäumenden 
        Krügen und funkelndem Weine, als zur Geisterstunde der erste Glockenschlag 
        ganz merkwürdig laut ertönte und statt des folgenden kam ein 
        Schlag, von dem Schloß und Turm erschüttert wurden bis in ihren 
        Grund. Unter fürchterlichem Gewittertosen barsten die Mauern und 
        in den geöffneten Höllenschlund versank der Ritter mit seiner 
        Tafelrunde. Die traurigen Reste der einst starken Burg nennt das Volk 
        die Teufelsmauer.
      
Quelle: Gasteiner 
        Sagen, Dr. Karl O. Wagner, Bad Gastein, 1926, S. 38 - 43.
        Für SAGEN.at korrekturgelesen von Monika Maier, April 2005.