St. Albin und die Mädchen von Arnsdorf.

Es scheint, die Mädchen von Arnsdorf haben stets auf Reinlichkeit gehalten. Wenn sie daher ins Kirchlein von St. Johann kamen, um zum Wundertäter Albinus zu beten oder auf Geheiß ihrer Eltern für ein krankes Brüderlein oder Schwesterlein heilkräftige Erde zu schöpfen, ärgerten sie sich allweil, daß des Heiligen Bildnis halt gar so viel schwarz und verstaubt war. War gerade kein Wunder, denn das Kirchlein stand den Betern allzeit offen, der Wind wehte, die Heiligkeit des Ortes nicht beachtend, große Mengen feinen Staubes hinein, so sich festsetzte in des Gewandes Falten, auf dem Pilgerhütlein, auf Schultern und Nacken und selbst auf Albini geduldiges Antlitz und in des Bartes Gekrause. Auch wurde das Bildnis gar oft von Männern gehoben, die sich wohl eines reinen Gewissens, weniger aber reiner Hände erfreuten, und die ließen, fest zufassend, Abdrücke auf der Statue zurück. Also beschlossen die Mädchen, sich zusammenzutun und den Heiligen mit Wasser und Bürste ordentlich zu reinigen. Schleppten ihn mit vieler Mühe zur Donau und vollführten ihr Werk mit geziemender Sorgfalt ... möglich auch die eine oder die andere Gredl mit unziemendem Scherzwort.

Dies mag der Heilige übel aufgenommen haben, und also waren alle Mädchen, so sehr sie sich anstrengen mochten, nicht imstande, das Bildnis von der Stelle zu bewegen und in die Kirche zurückzubringen.

Gut, daß der Pfarrer eben von einem Versehgang zurückkam. Nahmen sich also einen Rand und klagten dem hochwürdigen Manne ihr Leid und errötend ihr etwaig Unrecht an unziemenden Reden, und siehe: das Bildnis war wieder leicht und zwar in dem Maße, daß es der Pfarrer ganz allein zurücktragen konnte.

Seitdem wagen es die Mädchen von, Arnsdorf nicht mehr, den lieben Heiligen zu waschen.

Quelle: Wachausagen, Erzählt und allen Freunden der goldenen Wachau gewidmet von Josef Wichner. Krems an der Donau. [1920]. S. 59 - 61.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Lisa Lemberg, Jänner 2005.