Aus den Tagen der Ungarnnot zu Stein

Im Jahre 1477 überzog König Matthias Corvinus Niederösterreich mit Krieg. Er gab sich dabei alle Mühe, die wichtigen Plätze Krems und Stein in seine Gewalt zu bekommen, und setzte ihnen in harter Belagerung arg zu. Die Bürger beider Städte erwehrten sich aber aufs tapferste. Dabei hatte sich in Stein die Gemahlin des Bürgermeisters Wernhard Karlinger, Frau Maria Magdalena, geborene Pilgram, in Helm und Harnisch an die Spitze der Bürgersfrauen gestellt. Sie unterstützten die Männer in der Verteidigung der Vaterstadt.

"Steiner Frauenberg Stiege" © Berit Mrugalska
Staßenschild "Steiner Frauenberg Stiege", Stein-Krems
So wie sich die Kremserinnen in der Verteidigung hervorgetan haben,
taten es auch die Frauen aus Stein. Und in beiden Ortschaften gibt es
eine Frauenbergstiege.
© Berit Mrugalska, 2. August 2005

Neun Jahre darnach, als die Ungarn neuerdings die Eroberung von Krems und Stein versuchten, fiel dieses durch Verrat in ihre Hände, während Krems wieder vergebens belagert wurde. In jenen Tagen nun soll der Ungarnkönig selbst eine Zeit lang auf der Burg von Stein gehaust haben. Ein altes Reisebuch erzählt sogar, er sei der Erbauer der kleinen trotzigen Feste gewesen, deren Reste wir noch sehen. Nach der Meinung des Volkes führt ein Felsspalt im Burgberge (oberhalb des Wohnhauses vom Kremser Schmidt) zu einem unterirdischen Gange, in welchem man bis zur Burg Aggstein kommt.

Burg Stein © Wolfgang Morscher
Reste der ehemaligen Burg Stein bei Krems a.d. Donau (?)
© Wolfgang Morscher, 2. August 2005

Quelle: Sagen der Wachau, Hans Plöckinger, Krems a. D. 1926, Nr. 86, S. 91f