KAISER PROBUS UND DER WEINBAU

Wenn man vielfach hört, Kaiser Probus habe den Weinbau in Gallien und entlang des Limes eingeführt - in dem Sinne nämlich, als habe er die ersten Reben aus dem Süden importiert - und eine Art Patronanz über die Weinproduktion ausgeübt, so ist das Legende. Reben gab es in Gallien, am Rhein, an der Mosel und im Donauland längst. Aber der Weinbau war Produktionsbeschränkungen unterworfen, und diese einschränkenden Bestimmungen seiner Vorgänger hat Probus aufgehoben, ohne sich um das Gezeter der italienischen Weinexporteure zu kümmern, die die bodenständige Konkurrenz im Norden fürchteten. Dem Kaiser war die gute Laune seiner Legionäre offenbar wichtiger als die Verdienstspanne der großen Weinhandelshäuser in der Heimat, außerdem dürfte der Transport italienischen Weins bis in die entlegenen römischen Lager im Norden doch beschwerlich gewesen sein. Probus' Verfügung war also eine Maßnahme der Vernunft, auf die damaligen Verhältnisse zugeschnitten, doch hatte sie — historisch gesehen — weitreichende Auswirkungen auf den Weinbau in den genannten Gebieten.


Quelle: Oskar Jursa / Walter Ruckenbauer, Wein aus Österreich. - Wien 1971