Wetter-Herren, -Frauen und -Hexen

Nun wird's Hochsommer!

Für städtische Urlauber freilich eine köstliche Zeit, allerdings auch für den Landmann, wenn er seine Güter durchschreitet, sich an der Fülle der aufgrünenden Träublein ergötzt, die Menge der Äpfel und Birnen an den Bäumen abschätzt, über die üppigen Wiesen hinblickt und eine schwere Ähre seines Kornfeldes durch die schwielige Hand gleiten läßt, die Hand, die all das mit so viel Mühe gepflanzt, mit Schweiß-tropfen großgezogen und mit Kummer betreut hat. Ja, mit Kummer, und besonders jetzt schaut der Bauer besorgt zum Himmel auf und in die Wetterwinkel, von wo Gewalten drohen, die in wenigen Augenblicken die frucht in die Erde hauen, alle Arbeit vernichten und den reichen Segen in einen Greuel der Verwüstung wandeln können.

Jetzt ist die Zeit der krachenden, prasselnden, rauschenden Hochgewitter, des zorntobenden Waltens zündender Blitze, polternden Donners.

In der Betrachtung bäuerlichen Lebens haben wir schon einige Male beobachtet, wie der Landmann Wind und Wetter mit dem Kalender, d. h. mit bestimmten Heiligen desselben in Zusammenhang bringt, so auch jetzt im Hochsommer.

In Anbetracht der fürchterlichen Gewalten und Gewalttaten eines Hochgewitters und in der Meinung, daß manche Heilige das Wetter "machen", nennt der Bauer diese Himmlischen, die sein Hab und Gut in Händen haben: ->

Quelle: Der Burggräfler in Glaube und Sage, Hans Matscher, Bolzano 1933, S. 175f
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Leni Wallner, Dezember 2005.
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