257. Die "verwunschene" Alpe.
Da, wo sich zwischen dem hohen Ifen und den Gottesackerwänden das
kahle, felsige Ifenkar, der Gottesacker genannt, ausdehnt, eine entsetzliche
Steinwüste ohne Gräslein und Strauch, befand sich einstens eine
schöne, sonnige Alpe mit üppigen Weiden und kostbaren Futterkräutern.
Der reiche Ertrag an Käs und Butter machte aber die Sennen hartherzig
gegen die Armen. Da kam einmal ein alter armer Mann in die Hütte
und bat um etwas Schmalz. Der Senn nahm die dargebotene "Spatel",
füllte sie voll Arglist mit Mist und strich nur oben darauf etwas
Butter. Kaum hatte der Greis aber die Alpe verlassen, so versank die Hütte
mit Mensch und Vieh, und die Alpe verwandelte sich in das wüste wilde
Felsenkar. Viele glaubten, der arme Mann sei Christus der Herr selbst
gewesen.
Quelle: Allgäuer Sagen, Aus K. A. Reisers
"Sagen, Gebräuche und Sprichwörter des Allgäus"
ausgewählt von Hulda Eggart, Kempten und München 1914, Nr. 257,
S. 266.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Franziska Meister, Februar 2005.