225. Die Schweden in Hindelang und der starke Hans.

Als die Schweden gegen Hindelang gezogen kamen, flüchteten die Bewohner alle bis auf einen Mann "in den Sack" auf dem Hirschberg, um den Greueltaten und Mißhandlungen der rauhen Kriegshorden nicht ausgesetzt zu sein. Der Zurückgebliebene aber war ein ungewöhnlich starker Mann, genannt der starke Hans, von dem man erzählte, er habe beim Hagen (Zaunmachen) die Hagstecken auf dem Knie gespitzt.

Als nun die Schweden den Ort verlassen fanden und niemand sahen als den einen Mann, so verlangten sie von diesem, er solle einen ihrer Reiteroffiziere zu den Flüchtlingen auf den Hirschberg führen.

Der starke Hans wußte, daß es sich nur um Erpressungen handeln werde, sah aber, daß offener Widerstand nutzlos und töricht wäre, und so zeigte er sich willfährig. Insgeheim aber sann er auf Abwehr, und da sollte ihm seine ungeheure Kraft zugute kommen. Er führte den Reiter so, daß sie durch das Bachtel kamen, und als der Weg an einer Stelle vorbeiführte, wo in tiefer Schlucht der Hirschbach dahinbraust, wandte sich der Hans plötzlich um, und mit einem gewaltigen Ruck schleuderte er Roß und Reiter in den Abgrund und rettete so die Seinen vor Not und Unbill.

Quelle: Allgäuer Sagen, Aus K. A. Reisers "Sagen, Gebräuche und Sprichwörter des Allgäus" ausgewählt von Hulda Eggart, Kempten und München 1914, Nr. 225, S. 235f.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Franziska Meister, Februar 2005.