35. Das Eldren'sche Marienbild zu Ottobeuren.
In dem eine kurze Strecke vom Kloster Ottobeuren entfernten Erlen- oder
Eldrenwalde befand sich bis auf unsere Zeit eine schöne Wallfahrtskirche
mit dem von Erde geformten Bilde der Mutter Gottes, von dem niemand wußte,
wie es in den Wald gekommen, bevor die Kirche erbaut worden war. Man erzählte
davon folgendes: Vor etlichen hundert Jahren hatte eine kranke Frauensperson
vergeblich alle Mittel zur Wiedererlangung ihrer Gesundheit versucht.
Da vernahm sie einmal im Gebete eine Stimme: "Willst du gesund werden,
so stehe auf und gehe in den nahen Eldrenwald, da wirst du an einem Eldrenbaum
ein Muttergottesbild finden in sitzender Gestalt, vor dem dir soll geholfen
werden." Da war die Kranke schnell gehorsam, machte sich auf, fand
das Bild an einem Baum, an dem schon viele vorübergegangen waren
und es nicht gesehen hatten. Sie warf sich im Gebete nieder und erlangte
die Gesundheit. Darauf wurde über diesem Orte ein Kirchlein gebaut
und das Muttergottesbild darin aufgestellt. Unzählige Kranke verlobten
sich zu diesem Bilde, und so entstand die Wallfahrtskirche, die bis zum
Anfang dieses Jahrhunderts bestand. Jetzt ist die Kirche abgebrochen und
das Bild in die Kirche nach Ottobeuren verbracht worden.
Quelle: Allgäuer Sagen, Aus K. A. Reisers "Sagen,
Gebräuche und Sprichwörter des Allgäus" ausgewählt
von Hulda Eggart, Kempten und München 1914, Nr. 35, S. 42 - 43.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Franziska Meister, Februar 2005.