52. Hexenwerk von Katzen.

Ein Bauer von einer Einöde der Fischener Pfarr ging einmal nachts vom Wirtshause heim. Als er auf den Hügel kam, hinter dem sein Haus stand, und über den sein Weg führte, sah er da zu seiner großen Verwunderung, daß bei jedem Fensterladen seines ganzen Hauses ein Lichtlein brannte. "Ja maleguß! was ist denn da jetzt los?" denkt sich der Bauer und hätte sich lieber gefürchtet, ging aber des Weges weiter. Als er dem Hause ziemlich nahe gekommen, waren mit einem Schlage alle Lichtlein erloschen, und er konnte auch sonst nichts Ungerades ums Haus herum entdecken. Er schließt die Tür auf, hört nun aber, daß im Schopf draußen etwas "iecht". So zündet er schnell ein Licht an, um nachzusehen, und was sah er nun? Eine ungeheure Menge Katzen, die alle in schönster Reihe dasaßen und einen Kreis bildeten, und in der Mitte saß seine eigene Katze. "Aha! bist du eine solche!" dachte sich der überraschte Mann, getraute sich aber nicht, gegen das offenbare Hexenzeug vorzugehen, schloß vielmehr die Schopftür wieder zu und wollte weiteres abwarten. Als er nun eine Zeitlang in der Stube gesessen und ein Schussele Milch zu sich genommen, kommt da auf einmal seine Katze herein und will sich zu ihm hinsetzen. Der Mann aber hatte Grausen vor dem Hexentier, nahm das Gewehr und schoß auf die Katze. Da sprang diese an ihm hinauf und gab ihm mit der Pfote ein "Hückle" in den Hals, und darauf sprang sie zur Stube hinaus und davon.

Der Bauer aber hat von dem Hückle in den Hals einen großmächtigen Kropf bekommen, den er zeitlebens nicht mehr los geworden, und den er zuletzt in einer Schlinge hat tragen müssen. Der alte Peterle vom Kieberg hat als kleiner Bub diesen Mann noch gekannt und die Geschichte selbst oft von ihm erzählen hören.

Quelle: Allgäuer Sagen, Aus K. A. Reisers "Sagen, Gebräuche und Sprichwörter des Allgäus" ausgewählt von Hulda Eggart, Kempten und München 1914, Nr. 52, S. 58 - 59.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Franziska Meister, Februar 2005.