83. Der Geißfüßler bedroht gottlose Sennen.

In einer Sennalpe hinter Oberstdorf waren früher einmal Sennen, die ein gar sündhaftes Leben führten und nicht mehr an Gott noch an den Teufel glauben wollten. Wie sie nun wieder einmal beieinander recht über heilige Dinge gespottet und gelästert hatten, konnten sie die Stalltüre nicht mehr aufbringen, damit sie hätten das Vieh einlassen können. Es war, wie wenn alles verhext gewesen wäre. Da schaute endlich einer der Sennburschen unten bei der Türe hinaus und bemerkte nun voller Schrecken einen draußen stehend, der hatte Geißfüße und hielt die Türe zu. Da wußten sie nun alle, wieviel es geschlagen habe, und daß es schon an dem sei, und sie besserten ihr Leben und lernten wieder glauben. Sogleich schickten sie einen von ihnen "ans Land", daß er Weihbrunnen hole, und an der Türe stellten sie dann ein Weihwasserkrüglein auf.

Quelle: Allgäuer Sagen, Aus K. A. Reisers "Sagen, Gebräuche und Sprichwörter des Allgäus" ausgewählt von Hulda Eggart, Kempten und München 1914, Nr. 83, S. 89.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Franziska Meister, Februar 2005.