153. Das Filzmoosweible bei Günzach.
Im Filzmoos zwischen Ebersbach bei Obergünzburg und Mittelberg bei
Günzach geistete ehedem das Filzmoosweible. Es war klein von Gestalt,
trug ein kleines kurzärmeliges Mäntelchen und eine "Tatschkappe"
und erschien besonders gern zur Adventzeit, wo die Leute es oft sehen
konnten, wenn sie des Morgens früh ins Engelamt gingen. Kam man in
seine Nähe, so wich es gewöhnlich vom Wege ab und schritt in
großem Bogen einer bestimmten, allein dastehenden Tanne zu, wo es
dann verschwand oder auch um dieselbe herumwandelte. Ein Upratsberger
kam einmal in einer mondhellen Winternacht auch dieses Weges und sah nun
eine Strecke vor sich jemand gehen. An nichts Ungerades denkend eilte
er, daß er die Person einhole, um eine Ansprache zu haben und nicht
allein gehen zu müssen. Sobald er aber näher kam, erkannte er
zu seinem Schrecken, daß er dem "Filzmoosweible" nachgelaufen,
und blieb nun gerne wieder zurück. Das Weible aber machte alsbald
einen Umkreis und schritt der Tanne zu, während der Upratsberger
Mann, sobald der Weg frei war, zu springen anfing, um möglichst bald
aus dem Bereich des unheimlichen Weibchens zu gelangen.
Quelle: Allgäuer
Sagen, Aus K. A. Reisers "Sagen, Gebräuche und Sprichwörter
des Allgäus" ausgewählt von Hulda Eggart, Kempten und München
1914, Nr. 153, S. 160.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Franziska Meister, März 2005.