260. Der "blühende" Schatz.

Auf den Feldungen südlich der Kapelle zu Ehenbichl sah man vor Zeiten nicht selten einen Schatz "blühen". Als einmal auf dem Felde ein Bauer ackerte, fuhr die Plugschar auf etwas auf, das klirrte, wie wenn es eine Kiste mit Münzen gewesen. Da dachte sich der Mann, er sei da wohl auf den Schatz gestoßen, den er nun leicht heben könne. Allein sobald er den Pferden "oh!" zurief, daß sie stehen sollten, vernahm er ein dumpfes Rollen und Dröhnen aus der Tiefe herauf, das davon herrührte, daß die Schatzkiste wieder versank, weil er gesprochen hatte.

Auf der nämlichen Stelle sah ein andersmal ein Weib beim Mähen ein Feuer auflodern. Da warf sie sogleich die Sense weg und sprang schweigend zum Platze hin, und siehe, es lagen 20 - 30 spanneue funkelnde Sechser auf dem Boden, als wären sie erst geprägt worden. Daneben aber lagen viele, viele schwarze Blättchen und Plättle, die sie alle liegen ließ. Hätte sie diese auch alle mitgenommen, so wäre sie reich geworden; denn diese würden sich alle noch zu Goldmünzen verwandelt haben.


Quelle: Allgäuer Sagen, Aus K. A. Reisers "Sagen, Gebräuche und Sprichwörter des Allgäus" ausgewählt von Hulda Eggart, Kempten und München 1914, Nr. 260, S. 268.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Franziska Meister, Februar 2005.