50. Der Baumgeist.
Ein Mann von Holzgau - auch das Haus, in welchem er gewohnt haben soll,
wird genannt - in einen Wald um Holz zu hauen. Als er einen Baum gefällt
hatte, hörte er, ohne etwas zu sehen, weinen, und eine Stimme rief:
"Du hast mir meine Wohnung genommen." - "Wohl," entgegnete
der Mann, "so sollst du in meinem Hause unter der Stiege wohnen,
darfst aber keinen Schaden tun." Als der Mann abends nach Hause kam,
lief ihm sein Weib entgegen und meldete ihm, es sei Unfug im Hause, Schüsseln
und Teller würden hin und her und herausgeworfen. Der Mann erwiderte,
es mache nichts, er werde schon Ruhe schaffen. Da ging er hin und schlug
den Raum unter der Stiege mit Brettern zu. Seit der Zeit war Ruhe, und
vom Geiste war weiter nichts zu sehen und zu hören.
Quelle: Allgäuer Sagen, Aus K. A. Reisers "Sagen,
Gebräuche und Sprichwörter des Allgäus" ausgewählt
von Hulda Eggart, Kempten und München 1914, Nr. 50, S. 57 - 58.
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Franziska Meister, Februar 2005.