Beim Brotbacken.

Das "liebe Brotche" bildet den Hauptsegen des Hauses und steht in höchster Verehrung. Schon auf dem ungesäuerten Teige wird mit der Hand ein Kreuz gemacht (Danz. Werder); das Gleiche geschieht über dem gesäuerten Teige (Ortelsburg) und beim Einsetzen des ersten Brotes in den Ofen. (Johannisburg. Hintz, S. 108.)

Während das Brot im Ofen bäckt, betet man folgende Sprüche:

1. Det Brotke öss öm Awe,
De lewe Gottke öss bawe.
On wea vom Brotke wad eete,
Dat dei dem lewe Gottke nich mag vergeete!
Im Namen etc.
(Oberland. Samland. *)


Bei Hintz, S. 108, wird dieser Reim aus Steinbeck bei Königsberg in hochdeutscher Sprache mitgetheilt. Derselbe variirt in den beiden letzten Versen wie folgt: "Alle, die von diesem Brote essen, wollen Gott im Himmel nicht vergessen."

*) Im Samlande auch mit dem Zusatze:
Alle wo ons gram sönd, könne ons löcke
Von de Hacke bet an e Nacke,
Bet wi taum twälwtemal Brot backe.

2. Det Brotke öss öm Awe,
Nu back doch von unde on bawe! (Oberland.)


Sind die Brote aus dem Ofen gezogen, so lege man sie nicht sofort, also noch heiß, auf den Tisch, sonst werden die Pferde bei der Arbeit oder auf der Reise bald müde. - Giebt man Kindern warmes oder gar heißes Brot zu essen, so lernen sie schwer; Katzen und Hunde werden davon toll. Heißes oder warmes Brot lasse man auch nicht über die Dorfsgrenze kommen, man würde dadurch seine Wirtschaft oder sein Vieh der Verzauberung zugänglich machen. Leiht man noch warmes Brot weg, oder giebt man es in anderer Art aus dem Hause, so stecke man Salz hinein, dann kann man vor jedem "Schabernack" sicher sein. (Samland)

Ehe man ein Brot anschneidet, macht man mit dem Messer entweder über demselben oder auf der Rückseite drei Kreuze; es verschlägt dann mehr.

Wenn man nimmt ein frisches Brot,
So ist es die höchste Roth,
Daß man erst mit Vorbedacht
Mit dem Messer ein Kreuze macht.
(Hela, Hintz, S. 109.)

Wer ein Stück Brot zur Erde fallen laßt, küßt es gewöhnlich beim Aufheben. (Friedland. Hintz, S. 109.)


Quelle: H. Frischbier, Hexenspruch und Zauberbann. Ein Beitrag zur Geschichte des Aberglaubens in der Provinz Preußen, Berlin 1870. S. 122ff
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Gabriele U., Juli 2005.
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