SAGEN.at >> Informationen, Quellen, Links >> Dokumentation >> Frau Emmi und das Hotel Hochfinstermünz |
|
Frau Emmi und das Hotel Hochfinstermünz, Teil 1 Frau Emmi und das Hotel Hochfinstermünz - Teil 1 Frau Emmi im Hotel Hochfinstermünz
Frau Emmi - weil ich vom ganzen Herzen Wirtin bin
Werbetext 1932:
"Drei Köpfe aus Pappmaschee hinter den Fenstern des alten Hotels Hochfinstermünz erinnerten Vorbeifahrende noch bis vor kurzem an die Filme „Der Rebell“ und „Der Feuerteufel“, die Luis Trenker als Regisseur und Hauptdarsteller 1932 und 1939 mit den Filmpartnerinnen Leni Riefenstahl beziehungsweise Judith Holzmeister dort gedreht hatte. Die Köpfe gehörten zu den Puppen, die als „Komparsen“ für halsbrecherische Abstürze an der Felswand hinter dem Haus dienten. Als Neunjährige konnte Emmi einst die legendären Filmstars hautnah erleben. In Vergangenheit waren es vor allem Busunternehmer aus dem Vinschgau, die über diese Geschichte Bescheid wussten. „Di Vinschger sain ollm mitn Omnibus stean bliebm unt hoobm di Grint oungschaug“, schildert Emi, "ober koaner isch inni kemman eppas trinken". Vor Jahren stießen spielende Katzen die Köpfe zu Boden. Emmi hob sie nicht mehr auf, weil sie sich immer so geärgert hatte. „Vielleicht hoobm si inzwischn di Mäus gfressen“, bemerkt sie mit einem verschmitzten Lächeln im Gesicht." "Das einstige Nobelhotel mit sechzig Betten verfügte bereits zur Jahrhundertwende über Etagenbäder und ein Frei- schwimmbad, damals ein besonderer Komfort. Bis zu fünfzehn Angestellte umsorgten während der Sommermonate die durchwegs wohlhabenden Gäste, die meist aus England kamen, oder arbeiteten im hoteleigenen landwirtschaftlichen Betrieb. Die dreieinhalb Hektar Grünland auf dem Schuttkegel am Fuße von Hochfinstermünz mit dem klingenden Flurnamen "Österreich", ernährten sieben Kühe, mehrere Schafe und Schweine."
Frau Emmi hatte ein gewaltiges Gedächtnis und begrüßte jeden Gast, der schon einmal im Hotel auch nur auf eine Tasse Tee zu Besuch war, persönlich. Ihre liebenswürdige Art und ihr Bemühen das Hotel Hochfinstermünz in Betrieb zu halten beeindruckten jeden Besucher. Sie erzählte von den glanzvollen Tagen des Hotels ebenso wie von dem langsamen aber stetigen Niedergang des Hotels. Das Hotel Hochfinstermünz geht auf ein Gebäude zurück, das für die Errichtung der Reschenstrasse 1853 - 1855 errichtet wurde. Dieses Gebäude hat ihr Vater in den 1920er Jahren erworben und zum noblen Alpenhotel ausgebaut. Der Vater von Emmi legte auf Eleganz besonderen Wert. Auch nächtlich zukehrenden Reisenden öffnete er stets im besten Anzug gekleidet. Im Lauf der Zeit und durch seine exponierte Lage auf einer der wichtigsten Alpenverbindungen hat das Alpenhotel viele Gäste erlebt, von nächtlichen Schmugglern bis hin zu höchsten Politikern. Frau Emmi kann von allen diesen Gästen eine Menge erzählen, auch Erzählungen von Unfällen und mysteriösen Morden in der Region. Sie hat schließlich ihr ganzes Leben in einer Region verbracht, wo sonst weitum niemand lebt. Ebenso kann Frau Emmi eindringlich von der Vergänglichkeit des Lebens erzählen. Mit ihrer Erzählung "Auf der Bank wo Sie sitzen, ist mein Lebensgefährte in meinen Armen entschlafen" hat sie mich überrascht und bedrückt. Irgendwann wurde das Leben der Menschen stressig. Und dieser Stress macht auch dem Alpenhotel zu schaffen. Früher war Hochfinstermünz ein eigener Ortsteil mit Ortstafel, als man diese abmontiert hatte, rasten die Menschen in ihren Autos nur an der Hotelanlage vorbei. Die Menschen rasen heute nur noch über den Reschenpass um so schnell wie möglich zu ihrem Ziel in einer der italienischen Hotelburgen an der Adria zu sein. Kaum jemand kennt noch das Gefühl einer Alpenreise, das Gefühl einen Berg erreicht zu haben und diesen auch zu geniessen. Es ist schwer zu sagen, wie sich eine spätere Nachfolge von Frau Emmi im Alpenhotel Hochfinstermünz entwickelt? Wir hoffen, dass Frau Emmi noch so lange wie möglich dieses wertvolle Haus mit seiner beeindruckenden Geschichte erhalten kann.
Garage II des Hotel Hochfinstermünz
Balkondetail, historische Beleuchtung Hochfinstermünz
Ausblick vom Hotel Hochfinstermünz
Der ehemalige Souvenirladen beim Hotel Hochfinstermünz
Der ehemalige Souvenirladen beim Hotel Hochfinstermünz
die gesamte Anlage des noblen Alpenhotels "Hochfinstermünz" an der Reschenstraße
Die Karl-Borromäus-Kapelle der Hotelanlage Hochfinstermünz wurde vom Bauleiter der Reschenstrasse gestiftet.
Frau Emmi in einer kurzen Sonnenpause beim Bedienen der Gäste
"K. K. Post- & Telegraphen Amt" Hochfinstermünz
Im Inneren der Karl-Borromäus-Kapelle Hochfinstermünz. Die Kapelle wurde 1856 geweiht und erhielt ihren Namen mit Zustimmung des damaligen Statthalters von Tirol, des Erzherzogs Karl Ludwig. Das von ihm gestiftete Altarbild von Caspar Jele stellt seine beiden Namenspatrone dar. Die Kapelle wurde ab 1994 in Etappen restauriert.
"Karl Ludwigs Kapelle
Im Inneren der Kapelle Hochfinstermünz
Detail der Hotelfassade
Detail des Souvenirladens
Frontansicht des Hoteleinganges Hochfinstermünz
Detail der Hotelfassade, Balkon und Hirschgeweih
Detail eines Pavillions der Hotelanlage Frau Emmi und das Hotel Hochfinstermünz - Teil 1 Literatur: "Verwehter Glanz - Frau Emmi und das Alpenhotel"
Text und Fotos © Wolfgang Morscher (2004 - 2009), Berit Mrugalska (2007)
Ergänzungen sind gerne willkommen!
|