783 - Stürmische Auftritte am Sand


redete der Wiederaufnahme des Widerstandes das Wort. Unerschrocken kündete es der Kaufmann den Leuten, dass er auf seiner Reise nichts anderes wahrgenommen, als dass jedermann von der Tatsache des Friedensschlusses überzeugt sei. Seine Zuspräche galt vornehmlich dem Sandwirt selbst, dessen inneren Kampf er alsbald durchschaute. Er appellierte an ihn als gewissenhaften Geschäftsmann: Hofer habe noch viele Verbindlichkeiten zu erfüllen, er sei für das von Innsbruck mitgebrachte Geld verantwortlich und in seinem Gewissen verpflichtet, sein Leben nicht freventlich auf das Spiel zu setzen. Dabei dachte natürlich dieser getreue Ratgeber an die Gefahr, welche Hofer im Fall des erneuerten Aufstandes von den Bayern und Franzosen drohte. Zu seinem Schrecken sah er, dass den Sandwirt gleiche Gefahr schon im Kreise seiner eigenen Landsleute umgebe. Es ließen sich Rufe vernehmen, der Anderl sei gut genug für eine Kugel, wenn er feige oder Verräter sei. Auf solches hin sah Oberrauch nur eine Möglichkeit mehr, Hofer musste rasch verschwinden. Dieser war, das wusste er, im Besitz eines jener von Danei aus Villach mitgebrachten Geleitscheine. Heimlich flüsterte er dem Sandwirt ins Ohr, ein solcher Pass sichere ihm freie Passage, er möge gleich über den Jaufen eilen und, um von niemandem behindert zu werden, versteckte Pfade, die ihm ja bekannt, einschlagen. Den gutgemeinten Vorschlag beantwortete der Sandwirt mit wenig stichhältigen Ausreden. 1) Ergriffen von Mitleid und Furcht verließ Oberrauch die Gesellschaft, die, wie er sah, nichts Gutes im Schilde führte.

Woraus setzte sich nun die Schar jener zusammen, die mit solcher Wildheit in Hofer drangen? Da waren einmal einzelne seiner engeren Waffengenossen, die sich in die geänderte Lage nicht zu finden vermochten. Übereinstimmend werden als solche des Sandwirts eigener Schwager Gufler-Steinhauser und der ehemalige Hauptmann Wild von Sterzing genannt. 2) Da, wo es galt Feuerbrand zu legen, durfte auch der Rotbart nicht fehlen. Wie mag es ihn gereut haben, dem Sandwirt von der Seite gegangen zu sein, als er, kaum in Klausen angekommen, vernahm, dass bei Weidbruck gerauft werde! Und dazu noch ein Aufmahnungsbrief Hofers! Wer hätte den Pater Joachim noch zurückhalten können? 3) Die Jagd auf die Franzosen im Kuntersweg versäumte er, dafür wollte er seinen Oberkommandanten aufsuchen. Über Sarntal —

1) Als Hofers Ausrede gibt Oberrauch an: in der Gegend von Sterzing seien einige Bauern, die dem Sandwirt nicht gut gesinnt seien.
2) Jordan nennt den Korber von St. Leonhard, welcher den Hofer besonders bedroht habe.
3) Haspinger stellt freilich die Sache anders dar: Der Guardian in Klausen habe ihn schnell fortreisen lassen, da die Franzosen kämen. Aber die Franzosen sind (Haspinger verliess Klausen spätestens am 5. Nov.) noch einige Tage lang nicht nach Klausen gekommen.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 783

Rechtschreibung behutsam angepasst.
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