331 - Danei und Teimer


als Kommissari ausgegeben, jetzt wolle er Major sein, dem sei nicht zu trauen, sein Majorsgewand habe er nur geliehen, „söchts, Mander, wie man enk ånfürt." Und nun ging es von Ohr zu Ohr: „Du, der kaiserliche Major ist ein Falscher." Aufhängen, erschießen, so lautete im nächsten Augenblick das unheimliche Plebiszit. Teimer floh in das Haus Atzwangers, gefolgt von einem bunten Gemisch halbtrunkener Bauern und Vorstadtleute. Ernstlich besorgt um das Leben des Bedrängten schickte man ins nahe Servitenkloster, damit der stadtbekannte Prediger P. Benitius zu Hilfe eile. Dieser lehnte ab, weil er Teimer nicht kenne. Zufällig war der Priester Danei im Kloster anwesend, gleich Teimer aus Schlanders gebürtig. 1) Er folgte dem Rufe. In das Haus eintretend fand er seinen Landsmann von einem lärmenden Gewoge umdrängt. Mit

1) Danei (auch Donej) geb. 1782, trat nach Absolvierung der Gymnasialstudien in den Kapuzinerorden. Bald trat er aus, zerwarf sich mit seinem Vater infolge lockeren Wandels und ging nach Rom, wo er die Priesterweihe empfing. In Schlanders feierte er seine Primiz und lebte da anfangs wie ein strenger Büßer. Bald verfiel er in sein früheres Wesen und begab sich wieder nach Rom (1806), wo ihn der bayrische Gesandte Häffelin beschäftigte. Bei seinen ärmlichen Verhältnissen war er auf Nebenverdienst angewiesen und so unterrichtete er auch im Hause Bernhardi, wo der junge Theodor v. B. sein Schüler war. (Aus d. Leb. Th. v. B. I, 8.) Aus seiner franzosenfeindlichen Gesinnung kein Hehl machend, musste Danei die Stadt bald verlassen und heimwärts ziehen. Er war nun Hilfspriester in Vintschgau. Als solcher stand er auf Seite des Churer Bischofs, aber innerlich ward es ihm unbehaglich und er ging nach München, um eine ihm von Häffelin in Aussicht gestellte Kaplanei in Loretto zu erlangen. Man wies ihn ab, und er traf eben in Innsbruck ein, als der Aufstand ausbrach. Seine Sprachkenntnisse kamen ihm während desselben sehr zustatten. Danei, außerordentlich redegewandt, hatte die Neigung, sich geltend zu machen, sich einzumischen, andere zu meistern. Dies und die Urteile, die er oft freimütig, ja unklug abgab, machten ihm wenig Freunde. Vertrauen fand er selten, ebenso selten hatte er Glück bei dem, was er in die Hand nahm. Dipauli nennt ihn einen lästigen Schwätzer, einen Zeloten ohne Bescheidenheit, einen wahren Avanturier. Nur der noch in Innsbruck internierte Priester Lutz und Daneis Taufpate, Appellationsrat Peer, habe denselben eine Zeitlang von unberatenen Streichen abhalten können. Während Baraguay d'Hilliers ihm das beste Zeugnis ausstellt, lässt das bayrische Ministerium kein gutes Haar an ihm: nach allen amtlichen Nachrichten sei Danei ein unruhiger, leidenschaftlicher und unverlässlicher Mensch, unmoralisch und irreligiös, alles Vertrauens bar; bald verleugne er seine priesterliche Würde, bald affektiere er kleinliche Gleisnerei und unbescheidenen Hochmut. (M. St.) Giovanelli sagt von ihm: D. fraternisierte mit den Stadtherren, er meinte aber auch Einfluss auf das Volk zu besitzen, weil er Priester und Vertrauter Hofers war und große Beredsamkeit hatte, aber er verdarb sich sein Spiel, weil er zu laut kritisierte und die Rolle eines Friedensvermittlers mit zu viel Anmaßung gab. Ähnlich lautet das Urteil des E. Johann: Er war im Grund ein ehrlicher aber unbesonnener, leichtsinniger und eitler Mann, der durchaus eine Rolle spielen wollte, ohne dazu einen Beruf zu haben. Staffler (III 586) hat bei allem Wohlwollen über Danei eine ähnliche Meinung. Seine lebendig geschriebenen Erinnerungen an 1809 (in Briefform) hatte Danei schon 1814 vollendet. Montgelas nahm Einsicht in dieselben und fand sie „bedenklich", da sie „wirklich manche wenig bekannte Umstände aufdecken"; er wollte aber nicht einschreiten, so lang sie Handschrift blieben. (Montgelas an d. Min. d. Inn. 16. Aug. 1814.) Sie sind es auch geblieben.



Quelle: Josef Hirn, Tirols Erhebung im Jahre 1809, Innsbruck 1909, S. 331

Rechtschreibung behutsam angepasst.
© digitale Version www.SAGEN.at, Wolfgang Morscher 2009.