VON DER VERWUNSCHENEN ALM
Die Sage meldet, daß einst üppige Wiesen und dichte Wälder jene Alm mit ihrem frischen Grün bekleideten, die zwischen dem Hohen Göll und dem Roßfeld liegt. Die Sennen, die dieses gesegnete Alpenland bewohnten, wurden so reich, daß einer von ihnen, "der lange Sepp", sich alle Tage in der Milch seiner Kühe badete. Es war gerade der heilige Christabend, als der Sepp sich trotz der Warnung seiner Nachbarn wieder badete. Da umwölkte sich der Himmel und unter fürchterlichem Gebrause des Sturmes sauste ein Schneegestöber herab. Noch in derselben Nacht verschwanden unter den ungeheuren Schneehügeln die Sennhütten und anmutigen Triften, um für immer bedeckt zu bleiben. An dem Platz, wo Sepps Hütte stand, ist ein Eisfeld, nach dem auch die Alm manchmal das Eisfeld genannt wird.
Ein altes Mütterchen aus dem nahe gelegenen Ort Kuchel versicherte, daß das Eis aus der Milch, die der Sepp zum Bade benützte, entstanden sei.
(Mündlich)
Quelle: Theodor Vernaleken, Alpensagen - Volksüberlieferungen aus der Schweiz, aus Vorarlberg, Kärnten, Steiermark, Salzburg, Ober- und Niederösterreich, Wien 1858